APA/Rainer Jensen

Pro+++

Wovor mir wirklich graut, sind diese Must's und Don'ts. Moralinsaure Vorschriften Spaß entleerter ZeitgenossInnen, die mit erhobenem Zeigefinger predigen, wie sich eine richtige Feministin zu kleiden hat. Bequem, und dazu hat in erster Linie flaches Schuhwerk zu zählen.

Natürlich sind mir die Argumente der Turnschuh-Liga verständlich. Sowohl theoretisch als auch praktisch: die Unterwerfungsverweigerung unter das Schönheitsideal, Bewegungsfreiheit auf allen Ebenen, die Beschäftigung mit wirklich essentiellen Dingen (und nicht mit Kleidung), schnelle Flucht bei eventuellen Angriffen etc.

Ja, klar. Aber! Ab und zu ist ein bisschen Unvernunft einfach lustvoller. Wenn frau in luftigen Höhen durch die Gegend stakst, verliert sie nicht automatisch ihr politisches Bewusstsein und mutiert nicht in Nullkomanichts zu einer oberflächlichen Tusse. Und auch dem vermeintlichen Verfolger kann bei gekonnter Stöckelführung entkommen werden. Im Notfall barfuß. Nicht zu vergessen: High heels sind auch als Schlagwerkzeuge bestens geeignet.

Und überhaupt würde uns ein bisschen mehr Buntheit, Unernsthaftigkeit und Durchmischung gut tun. Im Gegenzug mit einem Weniger an langweiliger Eindimensionalität, Ausgrenzung und faden Dresscodes. Lasst doch die Frauen, egal was sie sind und wofür sie stehen, tragen was sie wollen. (dabu)

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---Contra

Seit Jahren müssen wir uns anhören, dass Frauen auf Schuhe stehen. Nichts Wichtigeres scheint es für uns zu geben, als auf schicken, hochhackigen Schuhen durch die Gegend zu stolzieren. Vielen, vielen Frauen sind jedoch Schuhe völlig so was von egal, denn sie wissen: Schuhe sind zum Gehen und Stehen da und nicht umgekehrt. Wie oft schaut man/frau da schon runter?

Wozu Stöckelschuhe also? Frau kann damit nicht lange auf den Beinen sein, nicht Autofahren, nicht Radfahren, nicht auf Kopfsteinpflaster oder auf Rasen gehen. Und laufen kann frau nur so, wie es Carrie Bradshaw in "Sex and the City" vorgeführt hat: Sie springt mit den Zehen weg und landet mit den Zehen - da muss man/frau keine MedizinerIn sein, um zu wissen, dass Sprunggelenk oder Ferse zur rascheren Fortbewegung eigentlich auch ganz praktisch wären.

Diese Teile des Fußes werden aber in diesem Schuhwerk auf einer Anhöhung außer Gefecht gesetzt. Automatisch in Gang gesetzt wird in hingegen der Hintern. Auch nicht angenehm, wenn sich ein Körperteil aufgrund eines Kleidungsstückes verselbstständigt.

Und jenen, die sich nur mir hohem Schuhwerk "weiblich", "elegant" oder "sexy" fühlen - wie es eineR immer wieder zu Ohren kommt - ist versprochen: Die Weiblichkeit, die wir mit flachen Schuhen zusammenbringen, reicht völlig aus. (beaha)