Vormittags Unterricht, nachmittags Sport: Dieses Prinzip wendet die ASKÖ seit 2006 bei sprich[sport] an.

Foto: derStandard.at/Oberndorfer

Die Kinder kommen aus 18 Nationen und sind deshalb "gezwungen", untereinander deutsch zu sprechen.

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Lernen in den Ferien? Für die dreizehnjährige Machfirat kein Problem. Die gebürtige Usbekin nutzt die Freizeit, um ihre Deutschkenntnisse für die Schule zu verbessern. Den Unterricht in der Sommerzeit erleichtert eine Tatsache: Beim Sprachkurs "sprich[sport]" wird nicht nur gelernt, sondern auch gespielt. Freitag ist Baseball-Tag, und Machfirat übt neben Deutsch auch ihre ersten Schläge.

Sport und Sprache

Das Projekt sprich[sport] startete die ASKÖ Wien (Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur) bereits vor zwei Jahren, damals nur an einem Standort - im Wiener Prater auf der Spenadlwiese. Seitdem ist das Projekt nicht nur gewachsen, sondern auch ausgezeichnet worden, informiert ASKÖ-Sprecher Michael Zink: "Letztes Jahr haben wir beim europäischen Wettbewerb 'United by Sports' dafür den ersten Platz für Österreich gewonnen." 339 Jugendliche haben seit 2006 an sprich[sport] teilgenommen. Dieses Jahr stehen sogar 330 Kursplätze auf insgesamt fünf Standorten in ganz Wien zur Verfügung. Der Kurs wird von der Stadt Wien gefördert und kostet 70 Euro inklusive Verpflegung und Betreuung.

Trainer Stefan Oesen ist bereits zum dritten Mal dabei. Er betreut die Kinder im Alter von 10 bis 14 Uhr immer nachmittags, nach drei Stunden Unterricht mit DeutschlehrerInnen am Vormittag. Die Kursgruppe, die auch Machfirat besucht, besteht aus 26 Kindern aus 18 Nationen. "Da müssen sie sich untereinander auf Deutsch einigen", berichtet der Sportlehrer. Die Sprachkenntnisse der Jugendlichen seien sehr heterogen: "Wir haben Kinder, die gerade erst nach Österreich gekommen sind, und andere, die hier geboren sind." So auch Lydia, die erst vor vier Wochen aus Finnland nach Wien gezogen ist. Oesen merkt auch bei ihr schon Fortschritte: "Und im Notfall ist Englisch unsere Zweitsprache."

Elternsprechtag

Beim Sportprogramm am Nachmittag sind alle 26 Jugendlichen in einer Gruppe. Am Vormittag werden sie in zwei Leistungsgruppen geteilt, um auf die unterschiedlichen Sprachkenntnisse der Kinder einzugehen. Zwei Wochen dauert das Programm, einige machen auch einen zweiten Kursturnus mit. Die Kursdauer sei natürlich zu kurz, um einen intensiven Deutschkurs anzubieten, bedauert Oesen. "Aber die Kinder sind 'gezwungen' deutsch zu sprechen, darum geht es eigentlich", sagt er über das Prinzip der Aktion.

Die Eltern werden jeden Freitag zum Sprechtag eingeladen, um von den SprachlehrerInnen Feedback zu erhalten. Auch die Sportlehrer seien in Kontakt mit den Eltern, so Oesen. Von ihnen erhalte er auch positive Rückmeldungen: "Ich merke auch, dass sie aufnehmen, worauf wir sie hinweisen."

Reibereien gebe es wie in jeder Schulkasse, berichtet Oesen. "Die älteren müssen manchmal beweisen, dass sie die älteren sind." Ansonsten habe es noch keine großen Schwierigkeiten zwischen den Jugendlichen gegeben - und das, obwohl viele Kulturen aufeinander treffen. Die von Oesen betreuten Kinder kommen etwa aus China, Tschetschenien oder Finnland.

Wissenshunger und Bewegungsdrang

"Normalerweise sind die Mädchen beim Sport zurückhaltend. Aber in dieser Gruppe ziehen sie überraschend schnell mit den Burschen mit", freut sich der Trainer. Eine Runde Fußball für die Burschen sei aber an jedem Nachmittag drin.

Machfirat ist ein Sprachkurs in den Ferien nicht genug. Dass es bereits der letzte Kurstag ist, macht ihr nichts aus: "Danach mache ich noch einen Englischkurs." (Elisabeth Oberndorfer/derStandard.at, 27. Juli 2008)