Wien - "Der Garten im Schrank - Ein Volksstück" von Warren Rosenzweig widmet sich Fragen der kollektiven Erinnerung und leistet somit einen Beitrag zum heurigen Gedenkjahr an die historischen Ereignisse von 1938. "Für mich ist jedes Jahr ein Gedenkjahr", erklärte der Autor und Regisseur am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Die neueste Produktion des Jüdischen Theaters Austria, dessen Leiter Rosenzweig ist, erhält den Inter-Kultur-Preis 2008, der am 19. September in Linz verliehen wird.

Bereits 1988, im ersten Gedenkjahr an die Geschehnisse von 1938, wurde das Stück in Wien verfasst. Es handelt von einer ländlichen Familie, "die jede Familie sein könnte", die in einem Schrank im Keller die dunkelsten Geheimnisse, über die seit Jahren niemand mehr spricht, aufbewahrt. Mit der Vermutung, ein Gast des Hauses könne in den Schrank blicken, beginnt die Problematik des Stücks und die Auseinandersetzung innerhalb der Familie. "Man sollte nicht nur Gedenken, sondern auch etwas für die Zukunft tun", erklärte Rosenzweig seine Intention für die Arbeit am Theater.

Um Fördergelder angesucht hat Rosenzweig für "Der Garten im Schrank" bereits 1988. Wie damals wurde das Stück auch dieses Jahr wieder von der Stadt Wien und Bund abgelehnt und konnte nur mit Hilfe zahlreicher anderer Unterstützer realisiert werden. Seit der Gründung des Jüdischen Theaters Austria 1999 mussten bisher alle Produktionen ohne kulturpolitische Subventionen auskommen.

"1938 ist ein Jahr über das wir sprechen müssen", sagte Rosenzweig, "vor allem, da es noch immer keine Selbstverständlichkeit ist, Jude zu sein in Österreich". Mit dem Stück wollte er "etwas Lebendiges" schaffen, um eine Auseinandersetzung mit dem Thema anzuregen. Nachdem das Stück bei den Förderansuchen 1988 auf starke Ablehnung und Unverständnis gestoßen war, habe er seine Sachen gepackt und sei nach Frankreich gereist "mit der Absicht, nie wieder nach Österreich zurückzukehren". Er kehrte schlussendlich doch zurück, als er verstand, dass "Resignation gar nichts bringt." Das Stück selbst habe er im Verlauf der Jahre vergessen, eine Kopie sei schließlich aber wieder aufgetaucht.

Die Inszenierung beschreibt Rosenzweig als "sehr dynamisch", sie ist außerdem an keinen fixen Ort gebunden. Aufführungen sind in Wien, ganz Österreich und auch international unter anderem in Parks, Gärten, Höfen und sogar in einem Museum, geplant.

Die Uraufführung von "Der Garten im Schrank" findet am Donnerstag, den 21. August um 20.30 Uhr auf dem Platz vor der Mariahilferkirche (Mariahilferstraße) statt und ist bis 20. September bei Freiluftaufführungen zu sehen. Der von der Gesellschaft für Kulturpolitik, der SPÖ Oberösterreich und der Volkshilfe Flüchtlings- und MigrantInnenbetreuung OÖ vergebene Inter-Kultur-Preis 2008 wird am 19. September im Rahmen des "Fest ohne Grenzen" im Theater Phönix in Linz verliehen. Ziel des seit 1996 existierenden Preises ist es, Arbeiten, die sich Themen wie Integration, Menschenrechte und soziale Sicherheit widmen und damit einen Beitrag zur öffentlichen Wahrnehmung leisten, auszuzeichnen. (APA)