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Nicht alle sind mit der Kandidatenliste zufrieden: "Es hat sich so entwickelt, wie es sich entwickelt hat."

Foto: dpa/Martin Schutt

Alev Korun, Marie Ringler, Daniela Musiol und Martin Margulies haben zwei Dinge gemeinsam: sie engagieren sich alle bei den Wiener Grünen und keiner von ihnen erreichte am Sonntag bei der Nominierung der Wiener Kandidaten für die Nationalratswahl ihren angepeilten Listenplatz. Im Gespräch mit derStandard.at interpretieren sie das Ergebnis und suchen nach Gründen für das schlechte Abschneiden.

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"Es hat sich so entwickelt, wie es sich entwickelt hat." Marie Ringlers Resümee zur "spannenden Landesversammlung" der Wiener Grünen am Sonntag fällt pragmatisch aus. Die Gemeinderätin hatte sich um den dritten Platz beworben, ist letztendlich aber nur auf dem neunten gelandet. Natürlich sei sie enttäuscht, gleichzeitig ist sie aber mit der Liste insgesamt und den ersten drei Plätzen "zufrieden". Kritik, dass mit Eva Glawischnig, Albert Steinhauser und Ulrike Lunacek wieder nur "etablierte" Grüne die Spitze vertreten und niemand aus der Basis, kann Ringler nicht nachvollziehen: "Es war ja auch die Basis, die abgestimmt hat."

Zweite Chance Bundesliste

Trotzdem hätte sie sich von ihren KollegInnen bei der Wahl mehr Mut gewünscht: "Deshalb habe ich auch kandidiert!" Frische Gesichter bei den Grünen gebe es dennoch, vor allem in den Bundesländern. Ringler verweist auf Tanja Windbüchler, die in Wiener Neustadt den zweiten Platz der Liste belegt und "sicher in den Nationalrat kommt." Außerdem: "Die Bundesliste bringt sicher auch noch einiges."

Daniela Musiol, Klubdirektorin der Wiener Grünen, ist "nicht enttäuscht", dass sie den dritten Platz an Ulrike Lunacek verloren hat. Mit den Top Drei der Wiener Liste fühlt sie sich gut vertreten. Doch auch sie hätte sich mehr Erneuerung gewünscht. Mit ihrem fünften Platz hat sie zumindest eine Chance auf ein Mandat im Nationalrat. "Es ist natürlich kein sicheres Mandat, aber wir werden dafür kämpfen."

Martin Margulies hat für den vierten Listenplatz kandidiert. Der Wiener Gemeinderat, der in der Vergangenheit immer wieder mit Kritik an der Parteispitze aufhorchen ließ, bezeichnet es als "nicht so schlimm", dass er nicht gewählt wurde. Er wäre zwar "gerne" in den Nationalrat eingezogen, um sich verstärkt den Themen Umverteilung und Bleiberecht zu widmen, gleichzeitig zeigte er sich aber froh über die Nominierung seiner Kollegen Wolfgang Zinggl und Albert Steinhauser.

Wechsel an der Parteispitze

Zweiterer sei "gerade einmal ein Jahr" im Nationalrat. Das deutet Margulies als Schritt für Neuerung innerhalb der Grünen. Längerfristig wünscht er sich aber weitere Neuerungen - auch bei der Parteiführung. "Durch die Neuwahlen war klar, dass es jetzt keinen Wechsel an der Spitze geben kann. In so einer Phase wäre es fatal, diese Diskussion loszutreten." Jetzt solle einmal die Wahl abgewartet werde, danach aber solle "weiter geschaut" werden.

"Tendenz, Altgediente zu bestätigen"

Groß ist die Enttäuschung bei Alev Korun, die sich wie Ringler und Musiol für Platz drei beworben hat. "Leider ist es so gekommen", sagt sie im Gespräch mit derStandard.at. "Wenn man gegen jemanden antritt, der schon im Nationalrat sitzt, ist es schwierig. Newcomer zu sein, ist kein Startvorteil", sucht sie nach Erklärungen und ortet die "Tendenz, Altgediente zu bestätigen." Neue Kandidaten müssten „umso besser" sein.

Auch Korun wünscht sich auf der Bundesliste neue Gesichter, sie selbst möchte kandidieren. Ihre Beweggründe: Nachdem Terezija Stoisits in die Volksanwaltschaft gewechselt ist und auch die derzeitige Menschenrechtssprecherin Brigid Weinzinger nicht mehr für den Nationalrat kandidiert, gebe es eine "Lücke" im Bereich Integrationspolitik, die es zu schließen gelte. Auch findet sie es wichtig, dass "jemand mit Migrationshintergrund" in den Nationalrat einzieht. (lis, rwh, derStandard.at, 18.8.2008)