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Von Filmsets zurück auf die Theaterbühne: Martina Gedeck, eigenwillige deutsche Star-Schauspielerin, die derzeit bei den Salzburger Festspielen engagiert ist.

Foto: Getty Images

Salzburg - Im Kino wird sie bald schon wieder in Gestalt einer anderen zu sehen sein. Martina Gedeck wird ausgerechnet in der Verfilmung von Der Baader-Meinhof-Komplex Ulrike Marie Meinhof spielen. Und sie wird sich womöglich auch diese Figur, nach dem realen Vorbild und ausgiebigem Quellenstudium, in ihrer eindringlichen Weise angeeignet haben.

Ob zuletzt in Oskar Röhlers Elementarteilchen, in Stefan Krohmers Sommer 04 an der Schlei oder in Florian Henkel von Donnersmarcks Das Leben der Anderen - die Frauen, die Gedeck spielt und mit ihrer markanten, ein wenig rauchigen Stimme spricht, verbindet jenseits vordergründiger Charakterzüge und Attribute immer auch eine ganz spezielle Intensität, eine Art von körperlicher Intelligenz. Und dies wiederum ist der Einsatz der Schauspielerin - selbst in leichten Filmen wie Meine schöne Bescherung haben diese Figuren Gewicht.

Vor der kommenden Filmpremiere kehrt Gedeck jetzt allerdings in Salzburg auf die Bühne zurück. Sie spielt in Simon Stephens' Harper Regan die Hauptfigur und erinnert damit in gewisser Weise auch an ihre beruflichen Anfänge. Martina Gedeck wurde 1961 in Bayern geboren. Die Familie übersiedelte später nach Westberlin, wo Gedeck in den 80er-Jahren die Max-Reinhardt-Schule absolvierte. Anschließend folgten Theaterengagements in der Schweiz und Westdeutschland. Parallel dazu begann die Schauspielerin in TV-Filmen mitzuwirken und sich sukzessive von der Bühne wegzubewegen.

Im Fernsehen, sagt Gedeck heute in Interviews, habe sie sich freigespielt. Sie trat in Serien auf, arbeitete aber beispielsweise auch damals schon mit dem Regisseur Dominik Graf zusammen, der seine Fernseharbeiten gewissermaßen immer mit Kinoanspruch dreht. In Die Beute besetzt er sie in der Hauptrolle, unmittelbar darauf ist sie 1988 neben Sabine Kaack und Nadja Brunckhorst in der Beziehungskomödie Tiger, Löwe, Panther zu sehen und schließlich 1999 noch einmal in Grafs distanziertem Melo Deine besten Jahre.

Zu diesem Zeitpunkt ist die dritte Phase von Gedecks Karriere, jene als deutscher Filmstar, bereits angelaufen: Nach ersten kleineren Rollen (unter anderem in Helmut Dietls Komödie Rossini, für die sie 1996 mit einem deutschen Filmpreis als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet wird) wird 2001 Bella Martha, das Kinodebüt der Regisseurin Sandra Nettelbeck, überraschend zu ihrem Durchbruch.

Die Komödie um eine Chefköchin, die ganz in ihrer Arbeit aufgeht und sich eher unfreiwillig anderen Menschen zuwendet, lief auch in den USA erfolgreich im Kino. Und während dort erst im Vorjahr Catherine Zeta-Jones in einem Remake diese Rolle übernahm, stand Martina Gedeck für Robert De Niro in dessen The Good Shepherd vor der Kamera.

Im deutschen Fernsehen - auch im Werbeblock - haben zwar Kolleginnen wie Veronica Ferres oder Christine Neubauer Konjunktur. Martina Gedeck, der stets auch etwas Widerborstiges, Undurchschaubares anhaftet, hat sich dagegen als eine der wenigen Schauspielerinnen dieser Generation mit ihrer klugen Wahl von Rollen und Kollaborateuren zwischen Kino und Fernsehen eine ganz eigene Position erarbeitet. (Isabella Reicher, DER STANDARD/Printausgabe, 20.08.2008)