Kompromiss-Rektor: Josef Smolle

Foto: Muhr für Med Uni Graz

"Tief durchatmen", empfahl Wissenschaftsminister Johannes Hahn den Grazer Streithähnen, als es Anfang des Jahres in Graz richtig rundging und eine Beschwerde nach der anderen bei ihm einlangte.

Begonnen hat alles mit der völlig überraschenden Abwahl des Gründungsrektors Gerhard Franz Walter. Ihm wurde - unter der Hand - vorgeworfen, nur Instrument der Mächtigen im Klinikbereich zu sein.

In der noch sehr fragilen Machtkonstellation im neugeschaffenen Uni-Reich wurde, ebenfalls überraschend, schließlich der ehemalige Dekan der Medizinischen Fakultät in Rostock, Emil Reisinger, vom Uni-Senat zum neuen Rektor gewählt und dem Uni-Rat vorgeschlagen. Der Uni-Rat lehnte den "Zug'rasten" aber aus formalen Gründen ab. Reisinger hatte sich zuvor schon im Intrigennetz verheddert. Es folgten monatelange Konflikte um die Neubesetzung, neue Ausschreibungen und Losentscheide, bis schließlich der Grazer Dermatologe Josef Smolle als Kompromiss zum Rektor gekürt wurde.

Zum Hintergrund: Auch in Graz war die Abtrennung der Medizin von der "normalen" Universität" von harten Ränkespielen begleitet, zumal die neue, einflussreiche Uni-Institution erst ihre Führung suchen musste und die Mächtigen unter den Klinikbossen in dieses Machtvakuum vorstoßen wollten.

Immerhin: Es geht um sehr viel Geld, Forschungs-Drittmittel und medizinische Machtfülle. Dazu kommt in Graz der Einfluss auf wichtige und prestigeträchtige Infrastrukturprojekte wie das LKH 2020 und der Aufbau des Campus. (Walter Mülle, DER STANDARD, Printausgabe, 30.8.2008)