Wien - "Was die Lese- und Schreibkenntnisse der Erwachsenen angeht, tappt Österreich völlig im Dunkeln", sagt die AK-Bildungsbereichsleiterin Johanna Ettl. Die Arbeiterkammer fordert deshalb künftig die Teilnahme an der PIAAC Studie (Programme for the International Assessment of Adult Competencies) der OECD. Dieser internationale Test für Erwachsene, der mit der PISA-Studie zu vergleichen ist, wird 2011 das erste Mal durchgeführt. Erste Daten soll es ab 2013 geben.

Möglicherweise bis zu 300.000 AnalphabetInnen

Bis jetzt hat sich Österreich noch nie an internationalen Vergleichsstudien beteiligt. Fundierte Daten über das Ausmaß von Analphabetismus in Österreich sind deshalb rar: "Die Schätzungen gehen von 300.000 bis zu einer Million. Das zeigt, wie wenig wir über die Betroffenen wissen. Dabei wären fundierte Daten die Voraussetzung für gezielte Maßnahmen gegen Analphabetismus. Analphabeten können am gesellschaftlichen Leben nur sehr eingeschränkt teilnehmen und müssen sich auch in der Arbeitswelt mühselig durchschlagen", so Ettl. Die AK fordert deshalb, dass die nächste Regierung die Chance ergreift und sich an der kommenden PIAAC Studie beteiligt, damit Erwachsene mit Basisbildungsdefiziten gezielt unterstützt werden können.

Diskussion über Erwachsenenbildung entfachen

"Die Ergebnisse der PISA Studien für SchülerInnen haben in Österreich große Diskussionen ausgelöst. Wir hoffen, dass die PIAAC Studie gleichermaßen Bewegung in die Diskussion über Erwachsenenbildung bringt", so Ettl. Für die Betroffenen mache Analphabetismus den Alltag schwer und die Suche nach einem Arbeitsplatz sei oft aussichtslos. "Jede Weiterbildung ist ohne die nötigen Grundkompetenzen in Lesen, Schreiben, Rechnen und EDV fast unmöglich" sagt Ettl. Die historische Chance, dass Österreich erstmals an einer Alphabetisierungsstudie für Erwachsene teilnimmt, muss, so die Arbeiterkammer, unbedingt genutzt werden.(red/derStandard.at, 9.9.08)