Werner Faymann wechselt die Krawatte.

Foto: STANDARD/Cremer

Bild nicht mehr verfügbar.

VP-General Hannes Missethon setzt auf halbierte "Sicher-heit".

Foto: APA/Neubauer

Bild nicht mehr verfügbar.

Grün plakatiert "Wann, wenn nicht jetzt", auch Eva Glawischnig.

Foto: AP/Zak

Bild nicht mehr verfügbar.

Für H.-C. Strache geht's "um uns".

Foto: Reuters/Bader

Bild nicht mehr verfügbar.

BZÖ-Generalsekretär Stefan Petzner plakatiert "deinetwegen".

Foto: APA/Pfarrhofer

Steht ein rotes Plakat mit grauem Mann in Weg, auf dem steht: "Wählen Sie Wilhelm Molterer". Und? Nix und. "Es würde niemanden stören, wenn sie auf die SPÖ-Plakate 'Wählen Sie Molterer' draufschreiben", meint Albert Essenther, Geschäftsführer der Agentur Euro RSCG Vienna im STANDARD-Gespräch. Weil's eh keiner merken würde. "Die Plakate der SPÖ sind sehr gelungen und kommunizieren sehr klar den Absender, aber es ist nicht gut, dass die Botschaften alle vom silbergrauen Faymann-Kopf zugedeckt werden", so Essenther. Dass der SP-Chef nun gepunktete Krawatte statt schwarzen Strick umgehängt hat, verbucht der Werber als Abwendung vom "Staatsbegräbnis"-Chic.

DER STANDARD unterzog bereits die ersten Plakate einer Analyse durch Werber, einen Monat später stehen und hängen neue kreative Erfindungen herum. Grund genug, erneut einen professionellen Blick auf die Plakate der fünf Parlamentsparteien werfen zu lassen.

Agenturchef Daniel Gantner von gantnerundenzi hält die "prägnante, simple, konsequente" SP-Kampagne von Demner, Merlicek & Bergmann für das "wirklich einzig Gute am gesamten Wahlkampf". Der "Sozial"-Slogan aber sei "no na ned! Banal und inhaltsleer."

"Mein Beileid!"

Zu wenig Inhalt wurde den ÖVP-Plakaten von Gull + Company noch nie vorgeworfen. Im Gegensatz. Man hat reagiert und reduziert. Etwas zu viel, meint Essenther: "Hält Wort. Hält Maul. Bringt zurück. Gibt Sicherheit. Das sind Schäferhund-Headlines. Da ist keine emotionale Phase drin". Die ÖVP-Plakate leisteten "keine klare Identifizierung, sehen sehr konservativ und hausbacken aus". Und ÖVP-Chef Wilhelm Molterer sei noch immer "grauenhaft fotografiert" - oder, wie es Daniel Gantner formuliert: "Äußerst tollpatschig. Konzept, Strategie und Layout dieser Kampagne sind Dilettantismus pur - der ÖVP auf mysteriöse Weise untergejubelt. Mein Beileid!"

"Ankündigung fürs Heumarkt-Ringen"

Keinen Trost gibts für die FPÖ, die ihre Sujets in der eigenen Wahlkampfküche zusammenrührt; sie braucht auch keinen: "Von der Agitationswirkung für ihre Zielgruppe sehr gekonnt gemacht, wie eine Ankündigung fürs Heumarkt-Ringen." (Essenther) - "Gewohnt gut gemacht. Perfekt inszenierter Trash. Inhalt, Form konsequent abgehandelt." (Gantner)

Die BZÖ-Plakate (Profi-Fotografin, ansonsten selbstgestrickt) wecken beim gebürtigen Vorarlberger Daniel Gantner "wunderbare Kindheitserinnerungen. So sahen die Buchtitel des Tiroler Volkserzählers Reimmichl (im Zivilberuf Pfarrer) aus, 'Der Gemshirt' etwa."

"VdB sieht richtig sexy aus!"

Essenther wiederum könnte sich statt des "offensichtlich nicht nur ruhigeren, sondern auch gealterten und staatsmännisch auftretenden Jörg Haider" vor dem strohbedeckten Feld problemlos einen hineinretuschierten Grünen-Chef Alexander Van der Bellen vorstellen. "Richtiger Weg" im Slogan vor einem Weg sei aber "ein bissi gar sehr didaktisch". Und die Grünen (Agentur Super-Fi)? "Sagen endlich, und irgendwie tun sie das auch ganz sympathisch, warum man sie wählen soll" (Gantner), "flehen aber auch um Wahrnehmung der letzten Chance" (Essenther). Sollen sie doch flehen, meint Gantner: "VdB sieht richtig sexy aus!" Na also. (Lisa Nimmervoll/DER STANDARD, Printausgabe, 20./21.9.2008)