Münster/Hamburg/München - Der umstrittene Islam-Professor Muhammad Sven Kalisch von der Universität Münster hat Unterstützung von Muslimen und Wissenschaftlern erhalten. Kalisch hatte die tatsächliche Existenz des Propheten Mohammed in Zweifel gezogen. Daraufhin waren maßgebliche Islam-Verbände aus dem Beirat des Centrums für Religiöse Studien an der Universität Münster ausgetreten. Kalisch willigte daher ein, die Ausbildung von Islam-Lehrern künftig abzugeben.

In dem dem "Spiegel" vorliegenden Unterstützer-Brief heißt es, Kalisch habe den Auftrag, Studierende "zum Mitdenken statt zum
blinden Glaubensgehorsam auszubilden". Auch Kalisch selbst sagte in einem Interview, das in der neuen Ausgabe des Magazins "Focus" veröffentlicht wurde, ihm gehe es darum, die Studenten zu selbstständigem, kritischem Denken anzuregen. "Sie sollen eine
eigene Meinung haben, nicht meiner folgen", sagte er.

Kritische Selbstreflexion notwendig

Kalisch wird seit der Veröffentlichung seiner Forschungsmeinung zur Existenz Mohammeds von der Polizei geschützt, weil konservative
Muslime seine Haltung als ein Abfallen vom Glauben betrachten könnten. Darauf steht nach Auffassung strenggläubiger Muslime die
Todesstrafe. Konkrete Bedrohungen gebe es aber nicht, sagte Kalisch dem "Focus".

Gleichwohl verteidigte er seine Haltung. Im Bekenntnisunterricht müsse kritische Selbstreflexion zugelassen sein. Die
historisch-kritische Methode beim Erforschen des Islam sei elementar. Ansonsten wäre der Islam "ein Alien an der Universität",
sagte Kalisch. "Stellen Sie sich vor, bei den Physikern würde man sagen, Sie können frei forschen, solange Sie die Grundpfeiler der
Newtonschen Physik nicht anrühren. Das wäre absurd, aber in der islamischen Theologie will man es so machen", sagte der Professor. (dpa)