Kinder nähern sich der Antike: Rudern im Schiff von Odysseus

Foto: ZOOM Kindermuseum/Alexandra Eizinger

Wien - Etwas Unerhörtes ist im Wiener Kindermuseum Zoom passiert. So etwas gab es dort noch nie: Die Kinder betreten ein ganz normales Schaukasten-Museum.

Doch das ist nur der kleine Auftakt zur Schau "Mega Griechisch"; jene Originale, die vom Kunsthistorischen Museum zur Verfügung gestellt wurden. Danach wird das, was wir von der griechischen Antike wissen, wie sonst immer im Zoom spielerisch und sinnlich erfahrbar gemacht.

Besucher werden selbst zu Göttern

Schnell werden die Besucher selbst zu Göttern, schmücken sich mit deren Attributen, um im Hintergrund "ihre" Geschichte zu hören. Sperrige Themen - wie die Ordnungsprinzipien des Aristoteles - werden zum Setzkastenspiel.

Selbst so sattsam Bekanntes wie die Olympischen Spiele bieten auf einmal Überraschendes: Wenn etwa der Weitsprung wie damals mit Gewichten an Händen und Füßen durchgeführt wird. Oder wenn sich die Kinder in einer historischen Disziplin üben: Dass "im Sprung die Fersen so oft wie möglich an den Popsch schnalzen".

Forschungsergebnisse "lustvoll zu übersetzen"

Das alte Griechenland "war kein einfaches Thema", bekennt Zoom-Direktorin Elisabeth Menasse-Wiesbauer. War es doch ein Ziel, "Klischees aus dem 19. Jahrhundert zu hinterfragen" und neue Forschungsergebnisse "lustvoll zu übersetzen". Daher dominiert etwa nicht "klassisches" Weiß - sondern Schrill-Buntes.

Ins Zentrum rückten die Kuratorinnen Lisa Noggler-Gürtler und Christiane Thenius das Schiff des Odysseus. Auch hier werden nicht nur die Abenteuer des Irrfahrers nachgespielt - da wird gemeinsames Rudern geübt und der Gesang der Sirenen mit der Ätherwellengeige Theremin neu interpretiert.

Nach diesem wilden Treiben eröffnet sich den Besuchern noch eine weitere, poetisch-beschauliche Welt. Unter weißen Stoffröhren nehmen sie auf Polstern Platz und erleben über eine Licht- und Klanginstallation, wie sich eine Weberin in eine Spinne verwandelt, Bauern zu Fröschen werden und ein Hirte versteinert. So wird den Kindern, die gerade die Welt entdecken, gezeigt, wie die "Griechen versuchten, sich die Welt zu erklären", erläutert Christiane Thenius. Nämlich über Metamorphosen - auch wenn diese vom Römer Ovid überliefert wurden. (Roman David-Freihsl/ DER STANDARD Printausgabe 25.9.2008)