Foto: Roland Schlager

Ein Bild, das es so bald nicht mehr geben wird: Josef Broukal im Parlament. Der SP-Wissenschaftssprecher gab am 6. Juli seinen Rückzug aus der Politik bekannt. Grund: Damals wollte die SPÖ noch keinen Antrag für die Studiengebührenabschaffung im Parlament einbringen.

Josef Broukal zeigte sich an seinem letzten Tag im Parlament hochzufrieden mit seiner Arbeit. derStandard.at erzählte er, wie er nach dem 24. September die Zukunft der Universitäten sieht und was er von Fragen über die Vereinbarkeit von Journalismus und Politik hält. Trotz Rückzug aus der Politik wird man den ehemaligen SP-Wissenschaftssprecher im Hohen Haus bald wieder sehen können.

derStandard.at: Gestern war es soweit: Ihr letzter Tag im Parlament – wie ist es Ihnen dabei ergangen?

Broukal: Für mich war es ein super letzter Tag! Auf den Weg in die Pension bin ich quasi wieder ins Parlament zurückgeholt worden, um das mitzuerleben, weshalb ich gegangen bin. Ich hatte die Gelegenheit, mich über mehrere Dinge zu freuen: Die Studiengebühren wurden abgeschafft, Zugangsbeschränkungen wurden vermindert und der Universitätsausbau wurde finanziell beschlossen.

derStandard.at: Trotzdem klingt es so, als hätten Sie mit der Politik bereits abgeschlossen.

Broukal: Im Kopf bin ich schon seit dem 6. Juli weg. Dass ich im Parlament war, hat sich nur deshalb ergeben, weil ich im August herbeigeholt worden war, um die Studiengebühren und die Universitäts-Finanzierung zu besprechen. Beruflich habe ich bereits neu orientiert und meine Arbeit als Journalist wieder aufgenommen.

derStandard.at: Wie sieht die Zukunft der Universitäten nach dem 24. September aus?

Ein neues Kapitel in der Geschichte der Universitäten wurde aufgeschlagen: Wir haben zum ersten Mal in diesem Gesetz, über das abgestimmt wurde, einen Einstieg in die Studienplatzfinanzierung geschafft. In mehreren Fächern wurde damit beschlossen, dass mehr Studenten aufgenommen werden sollen. Gleichzeitig haben wird aber dafür gesorgt, dass Kosten dafür bezahlt werden. Endlich sind wir konkret geworden und haben das gemacht, was die Universitäten zu Recht verlangen können. Die Studiengebührenabgeltung sind nur ein viertel in dem Paket; der Rest ist eine zusätzliche finanzielle Ausstattung, mit der die Unis endlich wissen, dass sie im nächsten Jahr einige hundert Millionen mehr bekommen werden. Leider geht dieser Aspekt unter in dem ganzen Getöse des Herrn Badelt unter.

derStandard.at: Ihre SPÖ-Kollegin und Bildungsministerin Claudia Schmied wird als potentielle Finanzministerin gehandelt. Wie bewerten Sie ihre Arbeit?

Broukal: Wie sagt man so schön? Die ist ein "toughes Cookie". Die hat sich als Quereinsteigerin und Rückkehrerin in die Politik gut durchgesetzt. Schmied ist eine Person, die mit Kritik und Enttäuschungen umgehen kann. Ihre Arbeit habe ich nur aus der Ferne beobachtet. Sie hat gegen ganz große Widerstände gearbeitet und ist nicht daran verzweifelt, eine sehr gute Idee zu retten – die der gemeinsamen Schulen. Für das Amt der Finanzministerin wäre sie – wegen ihres Werdeganges – prädestiniert für diese Arbeit.

derStandard.at: Jetzt müssen Sie ja nicht mehr den ganzen Tag im Parlament sitzen. Gibt es – außer dem Journalismus – Dinge, denen Sie mehr Zeit widmen wollen?

Broukal: Ich bekomme von den Pensionsversicherungsanstalten Briefe, in denen von meiner Restlebenserwartung die Rede ist – da denke ich mir: Die muss ich erhöhen! Das wird jetzt meine große Aufgabe sein, mehr Sport zu betreiben. Außerdem gibt es zwei Buben, die gerne einen Vater hätten, der mit ihnen bastelt und spielt.

derStandard.at: Sie erwähnten bereits, dass sie wieder als Journalist arbeiten wollen. Auf Puls4 haben Sie bereits vergangene Woche die "Elefantenrunde" moderiert – dabei waren Sie noch für die SPÖ im Nationalrat tätig. Wie kann man diese Funktionen miteinander vereinbaren?

Broukal: Immer wieder werden ich diesen Blödsinn gefragt: Man kann diese Funktionen tadellos miteinander verbinden – schließlich weiß ja selbst, wann man parteiisch ist und wann nicht. Das war genauso wie andere Journalisten Moderationen für Unternehmen vornehmen und dann Kommentare für die jeweilige Zeitung schreiben. Aber wenn ich das mache, wo jeder am Bildschirm beobachten konnte, dass ich zwei Stunden penibelst objektiv war – als ob ich vom Mars gekommen wäre – werde ich trotzdem immer danach gefragt, ob man so etwas vereinbaren kann.

derStandard.at: Wissen Sie schon, wer Sie in der SPÖ ersetzen wird?

Broukal: Frau Oberhauser wäre eine gute Wahl. Aber warten wir erst einmal den 28. September ab und auf die Abgeordneten, die danach ins Parlament einziehen. Es wird sich sicher jemand finden, mit dem Universitäten so eine Freude haben werden, wie mit mir.

derStandard.at: Wann wird man Sie das nächste Mal im Parlament treffen können?

Broukal: Ziemlich bald – wenn es gewünscht wird, werde ich auf Seiten der SPÖ helfen, bei den Regierungsverhandlungen im Bezug auf die Universitäten als Berater dabei sein. (Martina Powell/ derStandard.at, 25.9.2008)