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Haiders Dienstauto wurde bei dem Unfall völlig zerstört. Untersuchungen ergaben, dass der Kärntner Landeshauptmann mit 142 km/h unterwegs gewesen war.

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Haiders Dienstauto wurde bei dem Unfall völlig zerstört

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Zwei einbetonierte Straßenschilder wurden umgefahren: Eines davon zeigt eine 50er-Beschränkung an, auf dem anderen steht "Lambichl" , der Name der Ortschaft südlich von Klagenfurt.

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Die 150 Meter lange Spur der Verwüstung, die der VW Phaeton V6 Jörg Haiders im rechten Straßengraben und im Vorgarten eines Hauses zog, ließ schon am Samstag beim stundenlangen Lokalaugenschein die Tatortgruppe der Polizei und Sachverständige vermuten, dass Haider viel zu schnell unterwegs war. Der Unfall passierte im dicht verbauten Wohngebiet, auf einem Abschnitt mit leichter Linkskurve kurz nach dem Einmünden der Klagenfurter Rosentaler Straße in die Loiblpass-Bundesstraße. Wie die Auswertung des Tachometers am Sonntag ergab, war der Kärntner Landeshauptmann tatsächlich mit 142 km/h unterwegs. Die Staatsanwaltschaft stellte daher auch Ermittlungen in Richtung Fremdverschulden ein.

Nach dem Schild mit der Aufschrift "Willkommen in Köttmannsdorf" beginnen die Abdrücke im Gras. Zwei einbetonierte Straßenschilder wurden umgelegt: Eines davon zeigt eine 50er-Beschränkung an, auf dem anderen steht "Lambichl" , der Name der Ortschaft südlich von Klagenfurt. Ein paar Meter weiter wurde die gesamte Vorderseite eines Thujenzaunes um ein oranges Einfamilienhauses dem Erdboden gleichgemacht. Hier rammte das als sehr sicher geltende Auto einen Betonpfeiler, danach noch einen Hydranten.

Die Besitzerin des Hauses, Iris Perjatel, steht am Samstag weinend vor den Kerzen vor ihrem orangen Haus. "Mein Mann und ich sind große BZÖ-Anhänger, deshalb haben wir uns für die Hausfarbe entschieden" , erzählt sie dem Standard. Sie habe gedacht, sie "höre nicht recht, wie Leute gekommen sind und unseren Schaden bei den Thujen beziffern wollten" , meint sie weiter und zeigt auf das Wrack, "unser Schaden war da" .

Nach dem Haus der Perjatels überschlug sich das Auto vermutlich noch drei Mal, bevor es quer über die dreispurige Fahrbahn um etwa 1 Uhr 15 zum Stehen kam. Haider hatte, kurz bevor er rechts von der Fahrbahn abkam, eine Frau in ihrem PKW überholt, die dann auch die Rettung alarmierte.

Obduktion in Graz

Dass der Wagen mehrmals auf der Fahrerseite aufgekommen war und auf der Fahrerseite beide Türen weggerissen wurden, dürfte der Grund für die tödlichen Verletzungen Haiders, der angegurtet war, sein: Sein linker Arm wurde fast völlig abgetrennt, außerdem hatte er schwere Verletzungen am Kopf sowie an den Hals- und Rückenwirbeln, wie die Obduktion bisher ergab. Haiders Leichnam wurde noch am Samstag auf die Gerichtsmedizin in Graz überstellt.

"Von hier hätte er nur mehr 25 oder 30 Minuten bis ins Bärental gebraucht" , erzählt Norbert Meleschnig, einer der Polizisten, die darauf achten, dass Journalisten und Trauernden nicht hinter die Absperrung laufen, bevor das Wrack abgeschleppt wird. Auch der Beamte ist geschockt, er habe im Nachtdienst vom Unfall erfahren. "Das kann man sich nicht vorstellen" , sagt der Polizist, dann starrt er vor sich hin, "ich bin schon seit Stunden da, hab schon kein Zeitgefühl mehr" .

Rund um den Polizisten spekulieren vor allem Männer auf der abgesperrten Straße über den Unfallhergang. Einer spricht von Selbstmord und widerspricht sich gleich selbst: "Bei dem politischen Höhenflug sicher nicht!" Ein älterer Herr meint, Haider könnte bewusstlos geworden sein: "Und dann ist sein Fuß aufs Gaspedal gefallen." Doch ein Beamter winkt ab: "Schauen Sie die Spur an, der war einfach zu schnell."

Robert Konitsch, der sich derweil traurig Videos und Fotos von Haider auf seinem Handy ansieht, erzählt, er sei Nachbar von Haiders Stadtwohnung in der Ankershofenstraße. "Dort hat er in der Nacht noch was geholt, sonst hätte er von Velden kommend nicht diese Strecke genommen" , so Konitsch. Während es aus Kreisen der Landesregierung heißt, Haider habe einen großen Verschleiß an Chauffeuren und Dienstwagen gehabt, meint Konitsch nur: "Er hat es halt immer eilig gehabt." (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, Printausgabe, 13.10.2008)