Wien - Elfriede Jelineks "Bambiland" schallt bis zum 4. November über ungewöhnliche Klangkörper durch den öffentlichen Raum Wiens. Über Lautsprecher auf Gepäckwägen, Megafone auf Helmen oder Fernseh-Trolleys mit Laufschrift lassen Claudia Bosse und ihr Theatercombinat "Bambiland" durch die Stadt ziehen. Nach dem Auftakt am Schwarzenbergplatz wandert die Performance über Donaukanal, Haus des Meeres, MAK-Gegenwartskunstdepot im Gefechtsturm, über eine Radioeinheit bei Orange und Innenhöfe am Rennbahnweg schließlich wieder zum Schwarzenbergplatz zurück. "Die Sprache, verteilt auf die mobilen Objekte, wird räumlich, umgreift die Stadt, ihre Akustik und ihren Kontext", heißt es in den Presseunterlagen zur Performance.

Anne Bennent als Chor

Anne Bennent spricht den ungekürzten Originaltext, durch die Vervielfältigung über die Klangkörper wird ihre Stimme zum Chor. "Sie wird verortbar und zuordenbar. Der Ton bedeutet die Stadtsituation um, entfremdet sie. Die Objekte sind Vermessungsgeräte, die den Alltag umsäumen." Die Darsteller, die die Klangkörper bewegen, folgen präzisen Choreographien. Sie "unterlaufen die Stadt" am Donaukanal mittels Helm-Megafonen am kommenden Samstag, den 18. Oktober, im Haus des Meeres startet eine "Bambiland-Expedition" durch das Tierreich (21. Oktober), im Gefechtsturm werden die Klangkörper am 26. Oktober zu Ausstellungsobjekten des MAK.

Als "Ende der Versuchsserie" wird am 4. November - der Zusammenfall mit den US-Präsidentschaftswahlen ist beabsichtigt - eine Kombination der verschiedenen Aufführungspraxen erneut am Schwarzenbergplatz versucht. Fortgeführt werden soll das Projekt dann im Juni mit einer weiteren Serie und neuen Klangkörpern. "bambiland08" ist der vierte Teil der Reihe "tragödienproduzenten", in der in Wien bereits "Turn terror into Sport" und Shakespeares "Coriolan" als Massensteppchoreographie, sowie Aischylos' "Die Perser" als Inszenierungen Claudia Bosses zu sehen waren. (APA)