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"Es wird immer wieder von den Banken und Firmen suggeriert: alles ist machbar, alles ist möglich. Letztendlich holen sich viele einen Kredit, ohne zu überlegen, was das bedeutet".

Foto: APA/Hochmuth

Der richtige, sorgsame Umgang mit Geld ist eine Kunst. Wo lernt man ihn? Wo haben Firmenmanager und Aktienanleger ihre Kompetenzen erworben? Die Finanz- und Wirtschafskrise rückt Fragen über den Umgang mit Geld wieder in das Scheinwerferlicht. Die Erziehung junger Menschen in Geldsachen obliegt meist den Eltern, aber auch Schulen sind laut Lehrplan und Unterrichtsprinzip dazu verpflichtet, einen Anteil zu leisten.

Doch das ist meist nur eingeschränkt möglich. "Eine wirkliche Erziehung kann es nicht geben, denn dann würde der Lehrer, der Immobilienanlagen empfiehlt, die Schüler in die eine Richtung, derjenige, der mit Aktien gute Erfahrungen gemacht hat, in die andere Richtung manipulieren", sagt Heribert Pröbstl, Mitglied der Bundeskonferenz der österreichischen Geographie und Wirtschaftskundelehrer an der AHS, im Gespräch mit derStandard.at.

Schwierig diese Themen zu vermitteln

Grundsätzlich werden wirtschaftliche Themen an den Schulen vor allem im Fach Geographie und Wirtschaftskunde behandelt. Die Erziehung selbst ist im Unterrichtsprinzip "Wirtschaftserziehung und VerbraucherInnenbildung" festgeschrieben. Dieses kann in allen Fächern aufgegriffen werden. Ziel dieses Prinzips ist es, den Jugendlichen den richtigen Umgang mit Geld beizubringen, sie über Verträge und mögliche Schuldenfallen aufzuklären. Genauso soll aber auch über Geld- und Anlageformen, Budget und verschiedene Wirtschaftsformen informiert werden. Ein Unterfangen, das für LehrerInnen mitunter auch eine Herausforderung darstellt: "Es ist nicht einfach den Jugendlichen in der Schule Inhalte über Aktienmärkte beizubringen, wenn man davon ausgeht, dass sie in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren sowieso kein Geld dafür haben werden. Bis dahin haben sich die Rahmenbedingungen schon wieder so weit geändert, dass sie mit dem Wissen aus der Schule nichts anfangen können", berichtet Manfred Wirtitsch vom Unterrichtsministerium.

AHS Nachzügler in Sachen Wirtschaftserziehung

Das Unterrichtsprinzip gesteht den LehrerInnen alle Freiheit zu, ist deshalb aber auch unverbindlich. Ob es wirklich angemessen umgesetzt wird, kann niemand überprüfen. "Die Unterrichtsprinzipien sind ein geduldiges Papier", meint der Geographie-Lehrer Pröbstl. "Es liegt an den Lehrern, dass sie die aktuelle Thematik der Finanzkrise behandeln. An unserer Schule passiert das zum Beispiel im Unterrichtsfach Ethik", so Pröbstl.

Nach Einschätzung von Wirtitsch gibt es an den AHS am meisten Aufholbedarf, was die Wirtschaftserziehung angeht: "An den Hauptschulen gibt es in der vierten Klasse das Fach Haushaltsführung und Ernährungslehre, wo dezidiert der Umgang mit Geld erlernt werden soll. Weitere kaufmännische Fächer folgen an den HAK's und HTL's." An den AHS würde er sich einen verbindlicheren Unterricht wünschen.

Jugendliche sparen wenig

"Das reine Finanzwissen ist noch nicht glückselig machend. Jugendliche müssen auch lernen, wie sie mit ihren Konsumbedürfnissen umgehen sollen", sagt Wirtitsch, dem die Wissensvermittlung alleine zu wenig ist. "Die Frage ist, kann ich es verkraften, den i-pod von vorgestern zu benützen, oder muss ich immer das neueste haben." Derzeit sei das Verhältnis der Jugendlichen zu Geld eher ein verschwenderisches. "Ich glaube, dass sie wenig an Vorsorge und Sparen denken, sondern primär die finanziellen Mittel, die sie besitzen, kurzfristig ausgeben. Wenn die Pensionskassen Werbung mit 'Denke an deine Zukunft' machen, berührt das die Jugendlichen kaum", sagt Pröbstl. Angelegt und investiert wird von den Jungen wenig bis gar nichts. "Der Führerschein oder das erste Moped wird auch von Mama und Papa bezahlt, zumindest an den Gymnasien."

Markt  undurchsichtiger

"Es wird immer wieder von den Banken und Firmen suggeriert: alles ist machbar, alles ist möglich. Letztendlich holen sich viele einen Kredit, ohne zu überlegen, was das bedeutet", so Wirtitsch. Erschwerend für die LehrerInnen komme hinzu, dass der Markt immer undurchsichtiger wird. "Es ist notwendig Schülern Kompetenzen beizubringen, damit sie sich selbst Wissen aneignen können. Sie sollen lernen, wo und wie sie zum Beispiel Kredit- und Leasing-Angebote vergleichen können." Eine Hürde, um Jugendliche vor Schulden zu schützen, wurde mittlerweile eingerichtet. Das Überziehen eines Jugend-Kontos ist nicht mehr möglich. "Früher haben das die Banken teilweise zugelassen. Jetzt darf man nur mehr überziehen, wenn die Eltern dafür haften", erklärt Pröbstl. (Teresa Eder/derStandard.at, 4.12.2008)