Gratulationen für den neuen Job nimmt er nicht an, lange ausüben will er ihn auch nicht: Herbert Scheibner hat am Dienstagabend die Obmannschaft des BZÖ übernommen, um es im April halbwegs geordnet wieder zu übergeben. Darin hat er gewisse Routine: Wenn im Dritten Lager rasch ein Posten zu besetzen war, wurde immer wieder auf den heute 45 Jahre alten Politiker aus Wien zurückgegriffen. Im Herbst 2002 führte er (nach dem Rücktritt von Susanne Riess-Passer) kurzfristig die FPÖ.

Er war auch Obmann von deren Parlamentsklub - sowohl in der Phase kurz vor der Regierungsbeteiligung der Jahre 1999/2000 als auch nach der Wahlniederlage von 2002. Er führte den FPÖ-Parlamentsklub über in das BZÖ, war dann nach 2006 auch dessen Klubchef.
Und immer wieder sind ihm auch andere Ämter angetragen worden, mehr als die Hälfte hat er nach eigener Erinnerung abgelehnt. Dies nicht immer zur Freude der Parteifreunde, die ihn etwa im Jahr 2001 gern als Spitzenkandidaten der Wiener Gemeinderatswahl gesehen hätten.
Damals war Scheibner gerade Verteidigungsminister - und damit in jenem politischen Bereich, der ihm seit Ableistung des Grundwehrdienstes 1993 am meisten am Herzen gelegen war. Als Minister konnte er zumindest teilweise umsetzen, was er als FP-Wehrsprecher gefordert hatte.
Vor allem ging Scheibner engagiert die Umwandlung des Bundesheeres zu einer Einsatzarmee an - und er setzte gegen den populistischen Finanzminister Karl-Heinz Grasser (der in den Neunzigerjahren sein Amtskollege als FPÖ-Generalsekretär gewesen war) die Ausschreibung und Beschaffung von modernen Kampfflugzeugen durch. Dann musste er allerdings erleben, wie das ursprünglich hochkomplexe und international ausgerichtete Einsatzkonzept für die Eurofighter von der eigenen Wiener Landespartei geopfert wurde.

In seiner Ministerzeit holte Scheibner beim Jagdkommando nach, was er während der eigenen Wehrdienstzeit versäumt hatte: Er ist nunmehr ausgebildeter Militär-Fallschirmspringer - zur Not kann er auch in finsterster Nacht abspringen und sicher landen. Aus der Politik war er schon halb abgesprungen, nachdem ihn Peter Westenthaler 2007 von der Klubführung des BZÖ verdrängte: Er baute inzwischen ein Consultingunternehmen auf und engagierte sich im Aufbau von Beziehungen in den Nahen Osten. Seine Ehe hat das allerdings nicht ausgehalten: Er lebt getrennt von der Mutter seiner beiden Kinder. (Conrad Seidl/DER STANDARD-Printausgabe, 21. November 2008)