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Zu wenig Platz und zu verstreut. Die Medizin Uni braucht mehr räumliche Kapazitäten.

Foto: APA/Jaeger

Wien - Die Medizinuniversität Wien (MUW) möchte angesichts der derzeit auf mehrere Standorte verteilten Bereiche und der aktuellen räumlichen Begrenzung einen Campus. Das erklärten der Rektor der MUW, Wolfgang Schütz, und der Vorsitzende des Universitätsrats der MUW, Erhard Busek, bei einer Pressekonferenz in Wien. "Wir werden uns unterhalten müssen, welche räumlichen Entwicklungsmöglichkeiten es gibt", sagte Busek und meint damit nicht nur den Bund, sondern auch die Stadt Wien.

Räumliche Begrenzung

Derzeit sind zwar die klinischen Bereiche der MUW rund um das AKH in Wien-Alsergrund konzentriert, die theoretischen Einrichtungen allerdings an anderer Stelle im Bezirk (rund um die Schwarzspanierstraße) nicht in der Nähe und Forschungseinrichtungen wie die Bohrgasse in Wien-Landstraße weit weg. Am derzeitigen Standort der Medizinuni in einem Teil des Alten AKH in unmittelbarer Nachbarschaft des Allgemeinen Krankenhauses sei man aber "räumlich begrenzt, der Grund ist erschöpft", sagte Busek.

Campus-Lösung soll "zentral" sein

Benötigt würden Entwicklungsmöglichkeiten, etwa um neue Forschungseinrichtungen oder Unternehmen in unmittelbarer Nähe zur MUW ansiedeln zu können. Busek kann sich vorstellen, dass dies über dem Gürtel in Wien-Währing (18. Bezirk) möglich sei, "ein Gebiet das nicht von strahlender Stadtentwicklung gekennzeichnet und dessen Bausubstanz nicht gerade prächtig ist". Eine Verbindung zwischen innerem und äußeren Bezirk sei durch eine Überbrückung oder Untertunnelung auf jeden Fall möglich, so Busek. Schütz wünscht sich prinzipiell eine Campus-Lösung "so zentral wie möglich", wäre aber auch für eine Lösung "auf der grünen Wiese" offen.

Turnusplätze nicht aufgestockt

Bezugnehmend auf das neue Regierungsprogramm sprach Rektor Schütz auch die bevorstehende Studienplatzanhebung an den Medizin Unis an. "Ich bin zwar froh, dass die Zahl wenigstens auf ungefähr 500 zusätzliche Plätze gesenkt wurde. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, wie das umzusetzen sein soll", sagt Schütz. Die Intention, dadurch mehr Ärzte auszubilden, werde nicht erfüllt werden können, denn "dann müssten auch die Turnusplätze angehoben werden, was derzeit nicht geplant ist." In Österreich warten Medizin-Absolventen bis zu zwei Jahre auf einen Turnusplatz, während dieser Wartezeit haben sie aber noch kein Berufsrecht.

Autonomie nicht gestärkt

Kritisiert wird von Schütz, dass zwar die Anhebung der Ausgaben für den tertiären Sektor auf zwei Prozent des BIP im festgeschrieben sei, allerdings würde im Regierungsprogramm das Enddatum (beim Entschließungsantrag im Parlament: 2020) fehlen. Die Autonomie der Universitäten würde durch einige Vorhaben (etwa die neue Studieneingangsphase) im Regierungsprogramm nicht gestärkt sondern eher geschwächt.

Kollektivvertrag von Budget abhängig

Positiv beurteilte Rektor Schütz die Einrichtung einer Agentur für wissenschaftliche Integrität und den Kollektivvertrag für das Uni-Personal. Da der Kollektivvertrag aber nur unter Budgetvorbehalt zustandekommt, ist man von Seiten der Medizin-Uni "skeptisch", was die Umsetzung anlangt.

Im Zusammenhang mit den Vorwürfen rund um das Buch "Korrupte Medizin" sagte Rektor Schütz, dass die Unis auf die Privatwirtschaft angewiesen sei, denn für klinische Forschung gäbe es kaum öffentliche Gelder. Man sei bemüht, in diesen Belangen "aktiv das Gespräch" zu suchen und die nötige Transparenz herzustellen. (APA/edt, derStandard.at, 25.11.2008)