Warschau - Die rechtsliberale Regierungspartei PO (Bürgerplattform) in Polen hat Medienberichte dementiert, wonach das Bildungsministerium auf das Projekt einer früheren Einschulung verzichtet haben soll. "Was die Bildungsreform betrifft, hat sich nichts geändert", sagte der Chef der PO-Fraktion im Parlament, Zbigniew Chlebowski, gegenüber der Tageszeitung "Dziennik" (Mittwoch-Ausgabe). Dass die Regierung sich aus der Initiative zurückgezogen haben soll, hatte die Wochenzeitschrift der Lehrergewerkschaft ZNP "Glos Nauczycielski" in ihrer jüngsten Ausgabe gemeldet.

"Nullklassen"

Chlebowski betonte, dass der Gesetzesentwurf fertig sei und bereits in der kommenden Woche ins Parlament gehen könne. Das Warschauer Bildungsministerium hält das frühere Einschulalter im sechsten statt wie aktuell im siebenten Lebensjahr für die "billigste, einfachste und effektivste Art", Chancengleichheit herbeizuführen. Die jetzigen "Nullklassen" für Sechsjährige, die in Polen in Kindergärten und Schulen angeboten werden, hätten kein einheitliches Niveau und würden von Kindern auf dem Land kaum besucht.

Inzwischen haben schon einige Zigtausende bei der Elterninitiative unterschrieben, die sich gegen die Einführung der Schulpflicht für Sechsjährige im kommenden Schuljahr ausspricht. Laut einer Umfrage für den Fernsehsender TVP Info sprachen sich 65 Prozent der Befragten gegen das Vorhaben des Bildungsministerium aus. Die Opposition kritisiert, es gebe nicht genug Kapazität für die Pläne. Bildungsministerin Katarzyna Hall erklärte, dass das Gesetz eine Übergangsperiode vorsehe, in der Eltern selbst darüber entscheiden können, ob sie ihre Kinder früher in die Schulen schicken oder nicht. (APA)