Im benachbarten Freistaat, wo gemäß Selbstbild auf jedem Lederhosenschoß ein Laptop ruht, kann auch die Satire nicht ohne intensive Heimatverbundenheit auskommen - zu dicht stehen die Reibebäume im Bayrischen Wald. Und so halten es dann auch Gerhard Polt und die Biermösl Blosn, die seit gut drei Jahrzehnten zusammen auf der Bühne stehen. Sie legen sich in schöner Regelmäßigkeit mit der staatstragenden CSU an, schreiben Briefe an Warsteiner und verpassen, bewaffnet mit valentineskem Wortwitz und Volksmusikeinlagen, Tagespolitik wie Bayerntum ihren süß-herben Senf.

Zuletzt analysierten sie das weiß-blaue Wir-Gefühl gleich im "Offenen Vollzug" und verwandelten das Münchner Residenztheater in ein kollektives Narrenhaus für sich selbst und das Publikum. Dass Lokalkolorit jedoch auch transportabel ist, beweisen Polt und die Gebrüder Well gerne bei ihren Tour-Auftritten, die nicht selten mit regional gefärbten Gstanzln ihren Anfang nehmen. Also: Obåcht, Lembach! (wos / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.12.2008)