Bild nicht mehr verfügbar.

Fpoto: AP Photo/Franka Bruns

Hamburg - Wirbel um Johannes Heesters zu seinem 105. Geburtstag: Der Entertainer sieht sich nach einer Aussage zu Adolf Hitler in einem TV-Interview mit Negativ-Schlagzeilen konfrontiert - und bereut das Gespräch. "Es wäre besser gewesen, ich hätte dieses Interview niemals gegeben. Die haben mir die Antworten förmlich in den Mund gelegt", zitierte die "Bild"-Zeitung am Freitag den Entertainer. Und weiter: "Unser Leben wird dadurch zerstört."

Ehefrau versucht Schadensbegrenzung

Jopie Heesters hatte laut "Bild" in einem Fernsehinterview mit einer niederländischen Satire-Sendung auf die Frage, ob Hitler ein netter Bursche gewesen sei, geantwortet, er kenne Adolf Hitler wenig, aber dieser sei "ein guter Kerl" gewesen. Seine Frau Simone Rethel-Heesters, die an dieser Stelle eingriff, erklärte später in einer Presseerklärung, der Interviewer habe ihrem Mann Jopie "diese schreckliche Antwort" in den Mund gelegt.

Ihr Mann habe sich während des Interviews sehr wohl gegen das Regime geäußert und in der Vergangenheit hundertfach zum Ausdruck gebracht, für Hitler und seine Gefolgsleute stets nur Verachtung übrig gehabt zu haben. "Ich bin im Nachhinein überzeugt davon, dass diese plötzliche Provokation kein Zufall gewesen ist", schrieb Rethel-Heesters weiter. Mit der Ausstrahlung versuche man zweifellos, das Lebenswerk ihres Mannes zu zerstören.

Seit dem 21. November ist Heesters in der Hamburger Komödie Winterhuder Fährhaus in dem Musikstück "Im Weißen Rössl" mit einem kurzen Auftritt als der österreichische Kaiser Franz Joseph zu sehen, auch an seinem Geburtstag am Freitagabend, vor einer kleinen Feier.

De Winter: "Typisch"

Der niederländische Autor Leon de Winter hat die Äußerungen von Heesters als typisch für den Ex-UFA-Star bezeichnet. "Er relativiert die NS-Zeit ja seit 60 Jahren", sagte de Winter in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau" vom Samstag. Die Hitler-Entgleisung sei aber wohl auch auf sein hohes Alter zurückzuführen. "Mit 105 ist er sicher nicht mehr klar im Kopf", sagte der Schriftsteller.

Mit seinen verharmlosenden Äußerungen über Hitler berühre Heesters in den Niederlanden eine tiefe Wunde. Es sei "das größte Trauma unserer Geschichte", dass damals 80 Prozent der holländischen Juden ermordet worden seien und es in den Niederlanden mehr Freiwillige für die Waffen-SS gegeben habe als in Österreich. "Gleichzeitig gab es immer das Verlangen, nichts wissen, nichts sehen, nichts begreifen zu wollen - all das verkörpert Johannes Heesters", sagte de Winter. (APA/dpa/AP)