Wien - Einen "komplett umgekrempelten Spielplan" präsentierten die Musical-Intendantin der Vereinigten Bühnen Wien, Kathrin Zechner, und Geschäftsführer Thomas Drozda bei einer Pressekonferenz im Wiener Ronacher. Nach dem vorzeitigen Aus für "The Producers" am 22. Februar wird nun bis zur nächsten Premiere am 21. März die deutschsprachige Erstaufführung der Broadway-Produktion "Frühlings Erwachen" auf die Beine gestellt. Mit "Josephine" gibt es im Juni eine Hommage an Josephine Baker, im Juli kommt John Malkovich als Jack Unterweger und ab Herbst kehrt der "Tanz der Vampire" zurück.

Die "Producers" wandern unterdessen nach Berlin. Im dortigen Admiralspalast wird die Wiener Fassung samt Cast, Regie und Ausstattung von 16. Mai bis 18. Juli gastieren. Man habe "aus einer schwierigen Ausgangsposition etwas Offensives gemacht", so Drozda und sehe die Produktion trotz zu geringer Auslastungszahlen von 73 Prozent in Wien als Erfolg. "Es ist schon vom Thema her kein 'Easy-Going Mainstream Stück'", erklärte Zechner die Gründe für das Aus. Chaos, Anarchie und eine Satire des "dritten Reichs" könnten ganz einfach nicht dieselben Massen ansprechen, wie etwa "Elisabeth". Zusätzlich habe man mit dem Eröffnungstermin Ende Juni zu kämpfen gehabt, sowie mit der Finanzkrise. In Berlin hoffe man aber, bis zu 100.000 weitere Besucher anlocken zu können.

"Frühlings Erwachen"

Für das Ronacher wurden unterdessen Ersatz und neue Preise gefunden. Mit dem Rock-Pop-Musical "Frühlings Erwachen" von Steven Sater, das 2006 Off-Broadway uraufgeführt wurde, will man vor allem jüngeres Publikum ansprechen und die Ticketpreise daher bis zu 40 Prozent herabsetzen. Das Casting für die einst skandalöse Jugend-Geschichte nach Wedekind geht dieser Tage zu Ende, bis zum 21. März hat die "sehr junge Besetzung" dann alle Hände voll zu tun. Bis Ende Mai ist die Koproduktion mit dem Düsseldorfer Capitol Theater in Wien zu sehen, von 6. bis 27. Juni folgt dann das Gastspiel "Josephine". Die "Revue als Hommage an Josephine Baker" von Jerome Savary erlebt hier ihre deutschsprachige Erstaufführung.

Vor der Sommerpause, die man nach den Erfahrungen mit den "Producers" in diesem Jahr wieder einhalten wird, macht das Ronacher allerdings noch einen ungewöhnlichen Schwenk: Von 1. bis 5. Juli kommt John Malkovich alias Jack Unterweger mit der vergangenen Sommer in Los Angeles uraufgeführten Barockoper "The Infernal Comedy". Das Projekt von Martin Haselböck und Michael Sturminger versammelt ein Barockorchester, zwei Soprane und John Malkovich zu einer musikalisch-dramatischen Auseinandersetzung mit der fiktiven Autobiografie des österreichischen Serienkillers.

Es sei das erklärte Ziel ihrer Intendanz, "ein möglichst breites Spektrum des Musiktheaters zu zeigen", betonte Zechner, "vom Melodrama über schräge Juwele bis zum Barock". Publikumsschlager braucht man trotzdem. Vor allem wenn man, wie Drozda erklärte, ein jährliches Einnahmesoll von 500.000 Besuchern zu erfüllen hat. Ab Herbst 2009 wird mit der Rückkehr von "Tanz der Vampire" in der Regie von Roman Polanski einer Publikumsforderung nachgegeben, am 26. Februar feiert im Raimund Theater "Rudolf" Premiere, das derzeit auch bereits in einer eigenen Inszenierung in Japan zu sehen ist. Das "wichtige finanzielle Standbein" der Exporte bringt auch "Elisabeth", "Mozart!", "Tanz der Vampire" und "Rebecca" nach Japan und in verschiedene europäische Länder, "Rebecca" ist gerade in der Adaptionsphase für den Broadway. (APA)