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Frauen arbeiten 28 Wochenstunden unbezahlt, davon acht Stunden für Kinderbetreuung; Männer nur sieben Wochenstunden, davon 2,5 für Kinderbetreuung.

Foto: APA / HELMUT FOHRINGER

"Frauen verdienen nach wie vor und in allen Beschäftigtengruppen deutlich weniger als Männer: 2007 betrug das mittlere Einkommen der Frauen (inklusive Lehrlinge) 59 Prozent des mittleren Männereinkommens" - so fasst der Rechnungshof in seinem zum Jahresende vorgestellten Einkommensbericht die Einkommenssituation von Frauen im Vergleich zu Männern in Österreich lapidar zusammen.

Nun ist diese Zahl selbstverständlich in mehrfacher Hinsicht zu differenzieren. Zunächst gibt es große Unterschiede zwischen den Beschäftigtengruppen: So ist der Einkommensnachteil der Beamtinnen, die auf gut 90 Prozent des mittleren Männereinkommens kommen, nur mehr relativ gering (dafür umso höher insbesondere bei den Arbeiterinnen, die nur 44 Prozent der Männereinkommen verdienen). Auch ist der weitaus höhere Teilzeitanteil der Frauen zu berücksichtigen: Werden nur die Vollzeitbeschäftigten betrachtet, so erreicht das Medianeinkommen der Frauen 78 Prozent desjenigen der Männer.

Schlecht bezahlte Branchen

Tatsache ist dennoch, dass die durchschnittlichen Frauenverdienste jene der Männer deutlich unterschreiten: Weil Frauen weitaus öfter in Teilzeit arbeiten als Männer - die Teilzeitquote der Frauen liegt bei 39 Prozent, jene der Männer lediglich bei vier Prozent. Aber auch, weil sie sich in schlecht bezahlten Berufen und Branchen konzentrieren, und weil sie auf den oberen Hierarchieebenen seltener vertreten sind.

Fest steht auch, dass sich die Schere zwischen Männer- und Fraueneinkommen in den vergangenen zehn Jahren insgesamt sogar leicht geöffnet hat. Und auch, wenn im Haushaltskontext die Geschlechterdifferenzen in den Einkommen abgemildert werden können, wenn gering verdienende Frauen am höheren Einkommen ihrer Partner partizipieren: Es bleibt das Problem einer häufig mangelhaften eigenständigen sozialen Absicherung, vor allem im Alter. Und alleinstehenden Frauen mit niedrigen Einkommen steht die Option, die eigene materielle Situation durch Umverteilung innerhalb der Familie zu verbessern, natürlich nicht offen.

Auch wenn die vom Rechnungshof präsentierten aktuellen Daten nur einen langfristigen Trend fortschreiben, dessen ungebrochener Verlauf seit langem beklagt wird, so erstaunt es doch, dass die Veröffentlichung des Einkommensberichtes nur ein relativ gedämpftes Echo hervorgerufen hat. Vor allem Forderungen nach energischen Gegenmaßnahmen waren kaum zu vernehmen. Dabei böten sich unterschiedliche Anknüpfungspunkte für Maßnahmen, die dazu beitragen können, die Einkommenslücke zwischen den Geschlechtern zu schließen. Eine Senkung der Sozialversicherungsbeiträge für untere Einkommen, die aus wachstums- und beschäftigungspolitischen Gründen ohnehin geboten ist, käme insbesondere den Frauen zugute. Sie änderte nichts an den geschlechtsspezifischen Unterschieden zwischen den Bruttoeinkommen, könnte aber zumindest die Differenzen zwischen den Nettoeinkommen verringern.

28 Wochenstunden unbezahlt

Noch wichtiger wäre es, an den Ursachen für die Einkommensdifferenzen zwischen den Geschlechtern anzusetzen. Die sehr hohe und steigende Teilzeitquote der Frauen rührt vorwiegend daher, dass auf ihnen die Hauptlast der unbezahlten Arbeit etwa im Bereich von Kinderbetreuung und Altenpflege ruht: Frauen arbeiten 28 Wochenstunden unbezahlt, davon acht Stunden für Kinderbetreuung; Männer nur sieben Wochenstunden, davon 2,5 für Kinderbetreuung. Daher ist es enttäuschend, dass mit dem beschlossenen Konjunkturpaket nicht die Gelegenheit genutzt wird, die Betreuungs- und Pflegeinfrastruktur massiv auszubauen. (Margit Schratzenstaller, DER STANDARD, Print, 10./11.1.2009)