Die Universitäten stöhnen über den Verwaltungsaufwand, die Studierenden über den Papierwust, der nötig ist, um eventuell von der Studiengebührenzahlung befreit zu werden.

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Wien - An den Universitäten brodelt es. Die Finanzlage ist seit langem mehr als angespannt und die Aussichten werden von den Betroffenen fast immer mit einem Wort umschrieben: "Katastrophal." Der Standard sprach mit drei Rektoren stellvertretend für "ihre Branche" , und immer fokussierte sich das Leiden der Uni-Chefs auf die finanzielle Situation der Universitäten und Forschungseinrichtungen.

Peter Skalicky, Rektor der TU Wien, setzt seine Wünsche an die neue Regierung in Sachen Uni- und Forschungspolitik niedrig an: "Ich würde mir wünschen, dass die Regierung wenigstens das ernst nähme, was sie in ihr Programm schreibt. Aber mit den vielen Sternchen kommt man sich ja gefrotzelt vor. Das ist eigentlich skandalös, das ist keine Regierungserklärung, sondern bloß Gerede."

Die *) standen überall dort, wo es finanziell ans Eingemachte ging, und bedeuteten "unter Budgetvorbehalt" . Zum Beispiel beim lang erwarteten und fertig ausverhandelte Kollektivvertrag (KV) für die Unis. "Es ist ein katastrophales Zeichen und untragbar, dass das Geld für den KV nicht zur Verfügung gestellt wird" , empört sich Wolfhard Wegscheider, Rektor der Montan-Universität Leoben, im Standard-Gespräch: "Man kann nicht bei jeder Sonntags- und Grabrede den Braindrain wortreich beklagen und dann so was liefern, das junge, gute Leute von den Unis vertreibt."

Wegscheider quantifiziert das Mindestmaß der Erhöhung des Gesamt-Unibudgets (2,2 Milliarden Euro) mit dem "Ausgleich der Teuerung" für die Mehrleistungen der Unis - das wären 250 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr. "Aber in Wahrheit ist nicht einmal dafür Vorsorge getroffen."

Auch für den Rektor der Uni Linz, Richard Hagelauer, ist das "Finanzthema Priorität eins" . Er fordert "mindestens zehn Prozent mehr Budget" oder plus 250 Millionen. Die von Wissenschaftsminister Johannes Hahn (VP) im Schnitt in Aussicht gestellten 100 bis 300 Millionen Euro in drei Jahren wären laut Hagelauer "nur ein Pflaster auf der Wunde, nicht mehr" .

Sollte es keine vernünftige Budgetaufstockung geben, droht Wegscheider, "werde ich die Leistungsvereinbarung mit dem Ministerium nicht unterschreiben" . Europa habe schon jetzt 200.000 Techniker/innen zu wenig, darauf müsse eine Regierung reagieren durch bewusste Forschungspolitik.

Vor allem die im Regierungsprogramm "verschwundenen" zwei Milliarden Euro für Forschung sorgen für Empörung in der Scientific-Community. Hagelauer: "Das ist eine Katastrophe. Das Geld ist dringend nötig." Für Wegscheider ist es "undenkbar, dass man noch und noch Tunnel baut, aber die Forschung politisch ignoriert" .

Auch Skalicky warnt: "Wenn das kommt, zwei Milliarden minus, dann sind die Unis von der Forschungsleistung her nur noch in ganz wenigen Bereichen konkurrenzfähig, etwa in der Quantenphysik. Sie können zwar noch immer eine ordentliche Ausbildung machen, aber das Alleinstellungsmerkmal der Unis, die forschungsgeleitete Lehre, wird damit zerstört - und nur damit ist man international konkurrenzfähig. Das ist alles leichtfertig und unüberlegt." (Lisa Nimmervoll/DER STANDARD Printausgabe, 13. Jänner 2009)