Salzburg - "Zurück auf die Schulbank" heißt es in den kommenden Jahren für einen großen Teil der Lehrer an Österreichs Volksschulen, Hauptschulen und Gymnasien. Im Auftrag des Unterrichtsministeriums haben das Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens (BIFIE) sowie die Pädagogischen Hochschulen ein Fortbildungskonzept erarbeitet, das Österreichs Pädagogen fit für die Einführung der Bildungsstandards machen soll. Diskutiert wurde das Konzept bei einer Tagung diese Woche in Salzburg.

Ansprechpartner an jeder Schule

Nicht alle Lehrer müssen Seminare besuchen, um die neuen Konzepte des „kompetenzorientierten Unterrichts" kennen zu lernen, erklärt Gabi Friedl-Lucyshyn vom BIFIE im Gespräch mit derStandard.at. Man habe sich zum Ziel gesetzt, an jeder Schule zumindest ein bis zwei Pädagogen zu Ansprechpartnern fortzubilden. Das Seminarangebot soll aber allen Lehrkräften offen stehen, sagt Friedl-Lucyshyn: „Ich halte gar nichts von zwanghaften Vergatterungen. Ich denke nur, es hat jeder Lehrer das Recht, hier fit gemacht zu werden."

Definierte Grundkompetenzen

Die Bildungsstandards, die seit Jahresbeginn in Kraft sind, definieren Grundkompetenzen in Deutsch und Mathematik, über die alle Schüler jeweils am Ende der vierten und der achten Schulstufe verfügen sollen. Für die achte Schulstufe sind auch Bildungsstandards in Englisch definiert. Die naturwissenschaftlichen Fächer Physik, Chemie und Biologie sollen folgen. Im Frühjahr 2009 soll in einer „Baseline-Testung" erstmals der Kompetenzstand der Schüler erhoben werden. Ab 2012 wird es jährlich flächendeckende Schülerleistungstests geben.

Start im Frühjahr

Das Fortbildungsprogramm für die Lehrer startet mit so genannten „Train-the-trainer-Kursen" im Lauf des Sommersemesters 2009. Dabei sollen Lehrende an den Pädagogischen Hochschulen zu Experten in Sachen Bildungsstandards, Kompetenzmodelle und kompetenzorientiertes Unterrichten ausgebildet werden. Acht solcher Kurse seien bereits organisiert, sagt Friedl-Lucyshyn.

Multiplikatoren gesucht

Als nächster Schritt sollen die Pädagogischen Hochschulen dann „Multiplikatoren" ausbilden, die sich wiederum an die eigentliche Zielgruppe - die Lehrer - wenden. Als Multiplikatoren sollen besonders Lehrer gewonnen werden, die an „Pilotschulen" bereits Erfahrung in der Arbeit mit den Bildungsstandards gesammelt haben. Auch Vertreter der Schulaufsicht wie Landes- und Bezirksschulinspektoren sowie Schuldirektoren sollen angesprochen werden.

Module übers Jahr verteilt

Die eigentlichen Lehrerfortbildungen sind dann als mehrtägige Veranstaltungen angelegt, die über ein ganzes Semester oder Schuljahr verteilt stattfinden. Das Konzept der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems für die Fortbildung interessierter Volksschullehrer sieht etwa sechs Module zu je zwölf Stunden vor. Neben allgemeinen Informationen zu den Bildungsstandards stehen auch die detaillierten Kompetenzmodelle für Deutsch und Mathematik, passende Aufgabenbeispiele oder individuelle Förderkonzepte auf dem Lehrplan.

Jährliches Budget: eine Million Euro

Die Zeit bis zur flächendeckenden Einführung der Bildungsstandard-Tests im Jahr 2012 werde man sicher für die Fortbildung brauchen, sagt Friedl-Lucyshyn: „Wir dürfen uns nicht in den Sack lügen. Das ist eine systemische Umstellung, die dauert." Für die Fortbildungsoffensive steht dem BIFIE etwa eine Million Euro pro Jahr zur Verfügung. Das Institut setzt die Mittel dafür ein, die Pädagogischen Hochschulen bei der Ausbildung von Multiplikatoren zu unterstützen. Auch DVDs mit Videosequenzen erfolgreichen kompetenzorientierten Unterrichts sollen produziert werden.

Hochschulen müssen umschichten

Um flächendeckend Lehrer an allen österreichischen Schulen zu erreichen, sei es aber sicher nötig, dass die Pädagogischen Hochschulen in ihren Budget umschichten, sagt Friedl-Lucyshyn. Sie wünsche sich vom Ministerium eine klarere Anweisung an die Hochschulen, prioritär Fortbildungen über die Bildungsstandards anzubieten. (Markus Peherstorfer, derStandard.at, 23.01.2009)