Davon, die schwarzen Schafe unter den islamischen Religionslehrern kurzerhand auszuwechseln, wie das die Wiener Grünen vorgeschlagen haben, hält Mouhanad Korchide nichts: „Destruktive Lösungen bringen nichts", so Korchide, der jene Studie über antidemokratische Einstellungen im islamischen Religionsunterricht verfasst hat, die seit Tagen für Aufregung sorgt. Korchide will das Problem auch nicht überbewertet sehen: Zwar gebe es Problemfälle unter den Lehrern, aber diese stammten aus Zeiten, als es noch an Ausbildungsstrukuren mangelte. „Bei den jungen Lehrern ist das anders", sagt der Islamwissenschafter, der selbst künftige ReligionslehrerInnen ausbildet.

"Im Westen gibt es gar nichts"

Klare Worte findet Korchide zur Verantwortung des österreichischen Staates: In Deutschland habe man schon kurze Zeit nach der Einführunge des Religionsunterrichts Evaluierungen durchgeführt. „Hier vermisse ich jegliches Interesse an Evaluationen." Als in den Achtzigerjahren der islamische Relgionsunterricht eingeführt wurde, habe sich der Staat keine Gedanken über Ausbildung und Qualitätssicherung gemacht. Heute funktioniere die Ausbildung - zumindest im Osten Österreichs: „Im Westen gibt es gar nichts - und das merkt man auch in der Studie."

Was ihn an der gegenwärtigen Diskussion stört: „Die Schüler rücken hier ganz aus dem Blickfeld. Wenn man sich nur darauf konzentriert, dass sie sich zur Demokratie bekennen, geht man am Thema vorbei. Das ist kein Integrationsunterricht, sondern ein Sozialisationsunterricht." (Maria Sterkl, derStandard.at, 29.1.2009)