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Grafik: APA

Wien - Immer mehr Migranten und Eingebürgerte besuchen eine allgemein bildende höhere Schule (AHS). In Wien ist der Anteil mit 27,7 Prozent am höchsten, in Niederösterreich mit 5,4 Prozent am niedrigsten. Laut Bildungsministerium kommen österreichweit 12,5 Prozent aller AHS-Schüler aus Einwandererfamilien. Die Nationalitäten wurden nicht erhoben.

Ein Integrationserfolg oder einfach eine Folge der demografischen Entwicklung? Barbara Herzog-Punzenberger, Migrationsforscherin der Akademie der Wissenschaften, meint: beides. „Der Anteil ist generell gestiegen. Man muss sich das aber gruppenspezifisch anschauen. Ob es zum Beispiel Kinder der ersten Generation sind, deren Eltern ein höheres Bildungsniveau haben." Ein Integrationserfolg sei es dann, wenn Kinder aus bildungsfernen Schichten und der zweiten oder dritten Generation eine höhere Bildung anstreben. Eine Ausnahme gibt es: Das Burgenland ist das einzige Bundesland, wo die Zahl der Migranten an höheren Schulen laut Landesschulrat auf 9,2 Prozent zurückgegangen ist.

Mehr Migranten an HTL

Zahlen aus Wien belegen, dass dennoch viele Zuwanderer eher die Hauptschule als die AHS besuchen: Vergangenes Schuljahr betrug der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund an Hauptschulen 59,6 Prozent, an Gymnasien 26,4 Prozent. Vor neun Jahren waren an AHS vergleichsweise 20 Prozent Schüler mit nichtdeutscher Muttersprache. Im Bereich der HTL hat sich die Anzahl der Schüler mit Migrationshintergrund innerhalb kurzer Zeit verdoppelt: Von 15,7 Prozent im Schuljahr 2005/06 auf 35,2 Prozent heuer. Der Wiener Stadtschulrat wertet die Entwicklung als „Integrationserfolg". Dass es an den AHS mehr Anmeldungen gibt, habe man den Migranten zu verdanken, sagt Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl.

Elternarbeit und Deutschkurse

Die Wiener Stadtregierung will künftig - und auf Hinblick auf den Wahlkampf 2010 - nichts dem Zufall, sprich den demografischen Entwicklungen, überlassen. „Das Klima ist nicht integrationsfördernd", kommentierte Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger (SP). Deswegen präsentierte sie am Dienstag ein Integrationspaket für Jugendliche.

Für die Sieben- bis 14-Jährigen soll es künftig im Sommer Deutschkurse, kombiniert mit Freizeitangeboten, geben. Jedoch nicht nur für Migranten, sondern auch für Schüler mit deutscher Muttersprache, die Defizite, etwa ein „Genügend" oder „Nicht Genügend" in Deutsch haben. Die Kurse starten kommenden Sommer.

Zwischen November und Jänner 2010 sollen an den Wiener Schulen auch Elternbildungskurse angeboten werden. Zielgruppe sind Eltern, deren Kinder keinen Kindergarten besuchen und die über den Schuleintritt informiert werden sollen. Während der Projektdauer nehmen sie und die Kinder an muttersprachlichen Workshops teil. Für Eltern, deren Nachwuchs schon in die Schule geht, soll es Kurse für sinnvolle Freizeitgestaltung geben, aber auch zum Umgang mit Konflikten, Gewalt oder Suchtverhalten. Frauenbergers Intention: „Die Kinder nicht an religiöse Vereine verlieren, sondern an der Schule behalten." (Marijana Miljkoviæ/DER STANDARD, Printausgabe, 11.2.2009)