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Dieser Skrei verirrte sich zum Italiener.

Riegi
Schauflergasse 6
1010 Wien
01/532 91 26

Foto: APA/dpa

Eigentlich hatte uns Frau Schell zwischen Grammel, Blunze und Kesselfleisch in Purbach eingeladen, bei ihr Skrei zu futtern. Der Winterkabeljau von den Lofoten wird nur von kleinen Booten aus gefangen, ist ökologisch betrachtet angeblich ebenso obersuper wie geschmacklich. Und nur jetzt gibts Angel frei auf Skrei, nur für wenige Wochen im Jahr. Blöd nur, dass Frau Schell grad doch sehr wenig Zeit hat, den kleinen Norweger artgerecht zu verarbeiten.

Da verschlägt es mich zum Italiener ums Eck, ins Riegi, wo ich praktisch eh schon immer hinwollte, es aber doch nie schaffte. Luncheinladung, anfüttern, Sie wissen schon. Ich schwöre: Ich hatte kein halbes Grillhendl und kleines Bier wie letztens ORF-Infodirektor Elmar Oberhauser beim Skispringen am Kulm auf Einladung eines früheren und künftigen Aufsichtsrats und Auftragnehmers des ORF.

Zarter Schneck

Was entdeckte ich unter den jeweils acht Punkten der beiden Menüs (mir etwas zu lyrisch  "Gedicht" und "Symphonie" genannt)? Skrei, gebraten, mit Schnecken in Kräuterpanade, Artischocken, wenn ich mich recht erinnere, und marinierten Marillen. Die Hautseite mir etwas zu dunkel angebraten, das bissfeste, glasige Filet darunter für meinen Dilettantengaumen sehr, sehr gut. Die Schnecken so zart, dass ich fast schon davon abkomme, sie ständig als Idealpartner von Kalbsherz zu preisen. Obwohl: Die Kombi in Isola Dovarese war schon eine Klasse für sich.

Wo wir schon bei inneren Werten sind: Vor dem Skrei hab ich Lammbeuschel bestellt, was sonst, fragen an dieser Stelle Schmecks-Stammleserinnen und -leser. Das Beuschel, karottig, gut, kam in der Kiste, genauer in einem aus einem Erdäpfel geschnitzten Kistchen, Kompliment an den Künstler. Auf der Kiste ein paar Stückchen Bries, an denen mich nicht einmal die Panier gestört hat. Davor aber eine komplette Lammzunge, rosa, superzart, gut. Aber optisch eher nichts für zartgemütige Tischnachbarinnen oder -nachbarn, möchte ich warnen.

Das Beuschel für 19 Euro, der Skrei für 26: Könnte es daran liegen, dass an diesem Donnerstagmittag außer unserem nur ein Tisch unter dem blau leuchtenden Restauranthimmel besetzt war? Wir halten die Daumen für üppigeren Besuch am Abend.

Katharina Schell begehrt folgende Ergänzung:

Bisschen unheimlich, dieser Hype um den Skrei. Vor ein paar Jahren krähte hierzulande noch kein Hahn nach dem Dorsch, und plötzlich lacht er einen an jeder Ecke an. Ergänzend zu Herrn Fidlers Eloge oben sei erwähnt, dass auch Sandro Balogh in Vikerls Lokal ein Händchen für den fetten Fisch hat.

Unlängst servierte er ihn mit Erdäpfelpüree und Fenchelgemüse. Mit relativ wenig Tralala also, was sehr löblich ist. Nix gegen Schnecken, Artischocken, Marillen (???) und anderes Pipapo, der Skrei will selber zeigen, was er kann.

Ehre, wem Ehre gebührt, denken sich die Norweger seit jeher und servieren ihn klassisch-deftig: Fisch, Leber und Rogen gesotten, auf einen Haufen geworfen, Erdäpfel dazu und fertig. Das nenne ich artgerecht. Und jetzt wollen wir nur hoffen, dass nicht demnächst dann der schwedische Surströmming hip wird. Aber die Schmecks-Posse würde den wohl auch runterkriegen.