Wien - Nico Marchetti ist nach eigener Definition "ein Kunde" des Systems Schule - und er sieht sich als solcher im Streit um das Unterrichtsbudget übergangen. Für ihn und für den Obmann der Schülerunion, Matthias Hansy, ist die bisherige Debatte eine Themenverfehlung. Ob Lehrer nun 100 Minuten länger oder kürzer vor der Klasse stehen müssten, ändere ja nichts daran, wie engagiert sie ihre Arbeit machen - und wie die Qualität des Unterrichts ist.

Marchetti ist Bundesschulsprecher, er wird heuer Matura machen. Und er weiß die "guten" Lehrer sehr zu schätzen. Die "nicht ganz so guten" Lehrer könnten ruhig Abschläge bei ihren Bezügen vertragen - und alle Lehrer müssten vom Verwaltungskram entlastet werden, ist Marchetti überzeugt. Das hat er am Montag auch der Unterrichtsministerin Claudia Schmied gesagt. Und er hat die alte Forderung der VP-nahen Schülerunion wiederholt, dass es für die Lehrer ein Feedback- und Evaluierungssystem geben müsse.

Wenig Verständnis haben die Schülervertreter für Lehrerstreiks, weil diese zu ihren Lasten gehen würden: Am Donnerstag werden Österreichs Schüler um einige Stunden kürzer als sonst die Schulbank drücken. Durch die Dienststellenversammlungen, bei denen Lehrervertreter über die Ausweitung der Unterrichtspflicht informieren, können Pflichtschüler bereits um elf Uhr nach Hause gehen. An AHS und Berufsbildenden Mittleren Schulen entfallen die beiden ersten Stunden. Prinzipiell werden alle Versammlungen am Donnerstag stattfinden. Damit will die Lehrergewerkschaft die Unannehmlichkeiten für Eltern, deren Kinder verschiedene Schulen oder Schultypen besuchen, gering halten. (cs, APA/DER STANDARD Printausgabe, 10. März 2009)