Wien - Die Statistiken kommen regelmäßig: Frauen bekommen für die gleiche Arbeit oft deutlich weniger Gehalt als Männer. Weil das Appellieren an die Firmen allein offenbar nichts nutzt, spricht sich der Generalsekretär des ÖVP-Arbeitnehmerbundes (ÖAAB), Werner Amon, nun für Sanktionen gegen jene Betriebe aus, die nichts von Gleichbehandlung halten.

Amon im Standard-Gespräch: "Man müsste eine neutrale Stelle schaffen, die stichprobenartig die Gehaltsstruktur von Betrieben untersucht." Er kann sich vorstel- len, dass der Rechnungshof oder die Gleichbehandlungskommission mit dieser Aufgabe betraut wird. Tauchen in einer Firma Ungleichbehandlungen im Gehaltsschema auf, wäre Amon bei einem erstmaligen Vergehen für eine Ermahnung. Bei mehrfachen Verfehlungen kann er sich "empfindliche Geldstrafen" vorstellen.

Amon betont, dass die Prüfkompetenz nicht nur für staatliche oder staatsnahe Betriebe gelten würde. "Das Sample wären alle Firmen in Österreich."

Freilich müsste die kontrollierende Stelle zur Verschwiegenheit verpflichtet sein, sagt der ÖAAB-Generalsekretär. Eine völlige Gagentransparenz hält er in der Privatwirtschaft nämlich nicht für sinnvoll. "Es kann auch im Sinne der Unternehmenskultur sein, dass man die Gehälter nicht offenlegt." Wenn beispielsweise ein Betrieb deutlich mehr bezahle als ein Konkurrent, "würde das den Arbeitsmarkt stören".

Amon ist dafür, dass die Sozialpartner mit der Erarbeitung eines detaillierten Konzeptes beauftragt werden. Sollten sich diese nicht einigen können, sei aber auch eine gemeinsame Initiative mit Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) denkbar. Er erwarte aber ohnehin keinen großen Widerstand der Wirtschaftsvertreter, sagt Amon. "Es kann nicht im Interesse der Wirtschaft sein, dass Frauen benachteiligt werden." Wenn die Vertraulichkeit bei den Überprüfungen gewährleistet sei, "kann ich mir nicht vorstellen, dass sich jemand dagegen versperrt".

Keine Quoten

Laut den aktuellen Daten der EU-Kommission ist die Einkommensschere innerhalb der EU nur in Estland noch größer als in Österreich. Im Schnitt verdienen Frauen um 25,5 Prozent weniger als Männer. "Österreich ist sehr schlecht dran", sagte Kommissar Vladimír Spidla zuletzt. Und mit dem Argument, dass viele Frauen hierzulande in Teilzeitjobs arbeiten, sei das schlechte Abschneiden noch nicht ausreichend erklärbar. Für ihn liegt das "tiefer im Konzept der österreichischen Gesellschaft. Es ist sehr viel zu tun."

An einer anderen Front darf sich Heinisch-Hosek keine Unterstützung von Amon erwarten. Frauenquoten für Führungspositionen lehnt er nämlich ab. Die Ministerin hatte zuletzt einen verpflichtenden Frauenanteil von 40 Prozent in den Führungsetagen gefordert. Bei Nichteinhaltung dieser Quote kann sie sich Strafen - bis hin zum Verlust der Börsennotierung - vorstellen. Amon geht das zu weit. Er sei für den umgekehrten Weg und plädiere für ein "Anreizsystem". Betriebe mit hohem Frauenanteil könnten beispielsweise steuerlich begünstigt werden. (Günther Oswald, DER STANDARD, Print 16.3.2009)