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Verwaltungstätigkeiten sollten von den Lehrern auf Fachbedienstete verlagert werden, schlägt der Rechnungshof vor.

Foto: APA/Pfarrhofer

Bildungsministerin Claudia Schmied will beim Kampf um das Bildungsbudget zuerst beim Personal sparen. Zwei Stunden mehr sollen die Lehrer unterrichten, laut Ministerin könnten dadurch 381 Millionen jährlich eingespart werden. Dieses Geld könnte man dann in Projekte wie zum Beispiel Kleingruppenunterricht investieren. Bildungsökonom Hermann Kuschej warnt jedoch davor, ohne Strukturreform "noch mehr Geld in das vorhandene System zu stecken."

Kleinere Klassen ohne Leistungssteigerung

"Internationale Studien zeigen, dass allein die Senkung der Klassenschülerhöchstzahl auf 25 noch keine relevanten Auswirkungen auf die Leistung der Schüler hat", erklärt der Experte für Schulverwaltung am Institut für Höhere Studien im Gespräch mit derStandard.at.

2007, im ersten Jahr der Senkung der Klassenschülerhöchstzahl, kosteten die kleineren Klassen laut einer parlamentarischen Anfragebeantwortung von Schmied 28 Millionen Euro, 2008 sogar 89 Millionen Euro. Sobald die kleineren Klassen 2011 vollständig umgesetzt wurden, verursacht diese Maßnahme jährlich 61,8 Millionen Euro.

Die Anhebung der Unterrichtszeit lehnt Kuschej nicht grundlegend ab, aber diese müsse mit einer grundlegenden Strukturreform einhergehen . Ein Vorschlag für das Abschaffen von Doppelgleisigkeiten in der Schulverwaltung kam schon von der Verfassungsreformgruppe der vergangenen Koalition: So sollte eine der vier Verwaltungsebenen (Schulstandort, Bezirk, Land, Bund) abgeschafft werden, um Doppelgleisigkeiten zu vermeiden: der Bezirksschulrat.

Kuschej glaubt nicht, dass hier in Summe viel Einsparungspotenzial zu finden ist, da die größten Kosten noch immer die LehrerInnen verursachen. Dennoch könne man das System dadurch effizienter gestalten.

Mehr Autonomie für Schulen

Auch beim Zusammenspiel von Bund und Land sieht der Ökonom Verbesserungsmöglichkeiten. Derzeit ist für Pflichtschulen das Land verantwortlich, für höhere Schulen der Bund. Die Entscheidungen auf Landesebene seien auch stark regionalpolitisch motiviert. Als "problematisch" bezeichnet Kuschej das Auseinanderfallen von Ausgaben- und Finanzierungsverantwortung.

Ein weiterer Sparvorschlag: "Die Schulen sollten ihr Budget selbst verwalten. Auch das könnte Einsparungen bringen". Das verlange laut Kuschej jedoch nach einer "größeren Verwaltungsreform im Zusammenspiel von Bund und Ländern".

Effizienz steigern statt sparen

Wie eine solche Verwaltungsreform aussehen solle, hat der Rechnungshof in einem kürzlich veröffentlichten Positionspapier festgehalten. Eine Strukturreform könnte demnach jährlich etwa 20 Millionen Euro an Einsparungen bringen. Wenn Verwaltungstätigkeiten Lehrern und Schuldirektoren auf Verwaltungs- und Fachbedienstete verlagert werden, könne man zusätzlich noch 6,9 Millionen Euro sparen.

Der Rechnungshof schlägt unter anderem eine Zusammenführung der Finanzierungs-, Aufgaben- und Ausgabenverantwortung im Bereich der Landeslehrer und der Schulerhalter vor. So sei der Verwaltungsaufwand in Ländern, in denen die Personalhoheit an einer Stelle konzentriert ist, geringer. „Bedeutende Kosten könnten durch eine deutliche Senkung der hohen Drop-out-Raten sowie durch eine Senkung der Anzahl der Klassenwiederholungen vermieden werden", heißt es außerdem im Papier des Rechnungshofs.

Sowohl Bildungsökonom Kuschej als auch Rechnungshofssprecherin Helga Berger betonen, dass es im Schulbereich nicht so sehr um finanzielle Einsparungen gehe, sondern darum, das System effizienter zu gestalten. Denn Österreich hat im OECD-Vergleich hohe Ausgaben und nur durchschnittliche Erfolge (vor allem bei PISA) im Schulsystem. (lis/derStandard.at, 16. März 2009)