Wien - Mit betontem Selbstbewusstsein hat am Mittwoch Intendant Adi Hirschal seine Pläne für die heurige Saison seines "Wiener Lustspielhauses" präsentiert. Höhepunkt dürfte dabei das Franzobel-Werk "Der Impresario von Schmierna" werden, welches der Oberösterreicher eigens für die Bühne schreibt. All dies sieht Hirschal als Etappenziel auf seinem Weg, eine eigene Wiener Kunstkomödie ins Leben zu rufen, wie es einst die Commedia dell'Arte gegeben habe.

Man könne den Bruch, den zwei Weltkriege in der Wiener Seele verursacht hätten, wieder heilen und zeigen, dass Theater nicht dogmatisch aus Deutschland kommen müsse. "Möglicherweise sind wir eine Medizin, ein Therapeutikum für verletzte Seelen", umriss Hirschal das Konzept seiner Arbeit.

Und auf sein 2004 gegründetes Lustspielhaus ist der Intendant ungebrochen stolz: "Es ist eines der erfolgreichsten Theater - was die Auslastung betrifft - der letzten 20, 30 Jahre." Wer Wien schnell kennenlernen wolle, müsse eigentlich nur ins Lustspielhaus gehen: "Dort kann er in zwei Stunden die Wiener Küche, den Klang und die Wiener Seele prototypisch erfassen." "Das Lustspielhaus ist bereits eine Institution - unbemerkt, aber es ist so", betonte Hirschal. Und so kehre man heuer wieder an den Spielort des ersten Jahres, Am Hof in der City, zurück.

"Österreich wie es beißt und lacht"

Den Auftakt wird dort am 16. Juli Franzobels Komödie machen, die lose auf Carlo Goldonis "Der Impresario von Smyrna" basiert. Normalerweise sei ein Theaterbesuch für ihn "eine Erfahrung, die mich auf Wochen hinaus zerstört", so der Dramatiker. Beim Lustspielhaus sei dies anders. Es sei auch eine der raren Gelegenheiten, Wiener Volkstheater zu inszenieren und zu sehen, wo nicht 90 Prozent der Schauspieler Deutsche seien, so Franzobel.

Neben den 25 Impresario-Aufführungen zeigt man Am Hof "Best of Strizzis" mit Hirschal und Kompagnon Wolfgang Böck, Erika Pluhars Jubiläumsprogramm "Es war einmal" sowie Elfriede Ott und Fritz Muliar in "Österreich wie es beißt und lacht". Außerdem gibt es noch einmal Adi Hirschal pur, wenn der Intendant unter dem Titel "Aus der Garage" eigene Lieder zum Besten gibt.

Noch immer getroffen zeigte sich Hirschal von den Vorwürfen des Kontrollamtes, das Ende 2008 bemängelt hatte, dass die Höhe seines Gehaltes ein Viertel des Gesamtbudget des Lustspielhauses ausmache. Man habe verschiedene Geldquellen vermengt, so der Intendant. Als Vereinsverantwortlicher habe er sich bei einem Gesamtbudget von 960.000 Euro lediglich 8,7 Prozent zur Absicherung seines persönlichen Risikos genehmigt - üblich seien 15 bis 17 Prozent.

Nähe zum Rathaus?

"Man hat mich besudelt", beschied Hirschal vor allem in Richtung der Grünen, deren Kultursprecherin Marie Ringler davon gesprochen hatte, dass Hirschal im Geld schwimmen müsse. "Das hat mich zutiefst getroffen. Es hat sehr, sehr wehgetan", so der Künstler heute. Aber der Wiener habe mittlerweile eine besondere Art des Neides entwickelt: Den uneigennützigen Neid.

Auch werde ihm immer zu Unrecht eine besondere Nähe zur Sozialdemokratie unterstellt. "Dabei habe ich Michael Häupl nur zweimal in meinem Leben getroffen." Die SPÖ sei eben die Partei, welche die öffentlichen Gelder in Wien verteile, weshalb man hier zwangsläufig Kontakt haben müsse. Als nachtrag: Hirschal hat dann am Donnerstag seine Beziehung zu Bürgermeister Häupl präzisiert. Er sei dem Stadtoberhaupt bei öffentlichen Anlässen natürlich immer wieder begegnet. Seine im Rahmen einer Pressekonferenz getätigte Aussage, Häupl bisher nur zweimal getroffen zu haben, habe sich nur auf direkte Treffen im Zusammenhang mit dem Lustspielhaus bezogen.

Hirschal war von der Wiener Rathausopposition wiederholt eine besondere Nähe zur Sozialdemokratie unterstellt worden, was der Theaterintendant bestreitet. Nicht zuletzt stieß die Subventionierung seiner Bühne seit der Gründung im Jahr 2004, die nicht im Rahmen der damaligen Theaterreform erfolgte, auf Kritik. Auch für die Konzeptförderung des Vierjahreszyklus 2009-2013 hatte er, so die dafür zuständige Wiener Theaterjury, nicht eingereicht. (APA)