Wien - In einer im Auftrag des Unterrichtsministeriums durchgeführten Umfrage sprechen sich drei Viertel der Österreicher für eine Weiterführung der Schulreformen von Unterrichtsministerin Claudia Schmied aus. Das kostenlose verpflichtende Kindergartenjahr, kleinere Klassen, Deutschförderkurse auch für einheimische Kinder, mehr Fremdsprachenunterricht, Leseförderung und politische Bildung werden von 80 Prozent unterstützt. Ifes hat für die am Freitag veröffentlichte Umfrage 2.000 persönliche Interviews durchgeführt (davon 479 Eltern von Schulkindern, 100 Lehrer und 163 Schüler ab 15 Jahren).

Berufsmatura sinnvoll

In der Studie wurden großteils jene Maßnahmen abgefragt, mit deren Finanzierungsbedarf Schmied die geplante höhere Unterrichtsverpflichtung von Lehrern begründet. Die Umfrage wurde allerdings Großteils vor Bekanntgabe der geplanten "Strukturmaßnahme" durchgeführt (27. Jänner bis 9. März).

Etwa drei Viertel der Befragten halten die Berufsmatura für Lehrlinge für sinnvoll, ebenso viele unterstützen mehr Deutschförderkurse für Kinder mit Migrationshintergrund, Bildungsstandards für die 4. und 8. Schulstufe und eine Verbesserung der Schulinfrastruktur.

Standardisierte Matura

Nicht so eindeutig ist die Zustimmung zu anderen Maßnahmen: Den Ausbau der schulischen Nachmittagsbetreuung wünschen sich 72 Prozent der Lehrer, 67 Prozent der Eltern und 53 Prozent der Schüler. Eine standardisierte Matura wollen 77 Prozent der Schüler, 69 der Lehrer und 67 der Eltern. Vergleichsweise weniger Zustimmung gibt es für den Plan, mehr Lehrkräfte mit Migrationshintergrund einzustellen (Lehrer: 68 Prozent, Eltern: 61, Schüler: 52). Zusätzlichen Unterricht für Migrantenkinder in deren Muttersprache befürworten 55 Prozent, genauso viele wollen mehr Kunst- und Kulturprojekte an den Schulen.

Auch bei der geplanten Dienstrechtsreform steht das Gros der Österreicher laut Umfrage hinter Schmied: Zwei Drittel sind für eine Abschaffung der Pragmatisierung (Lehrer: 51 Prozent), 55 Prozent für gleiche Bezahlung der Lehrer unabhängig von der Schulform (Lehrer: 59). Mehr verpflichtende Fort- und Weiterbildungsangebote für Lehrer wollen acht von zehn Befragten aller Gruppen, für ein Aufnahmeverfahren vor der Lehrerausbildung sprechen sich knapp drei Viertel aus (Lehrer: acht von zehn). Mehr Quereinsteiger von außerhalb der Schule wünschen sich sechs von zehn Befragten.

Zwei Drittel für Gesamtschule

Direktoren sollen künftig selbst über die Einstellung von Lehrern entscheiden dürfen (insgesamt 54 Prozent pro, unter Lehrern 49 dafür), Schulleiter sollen allerdings künftig Management-Zusatzqualifikationen brauchen (70 Prozent pro; Lehrer: 85) und ihr Posten auf fünf Jahre befristet werden (66 Prozent pro). Eine Reform der Schulverwaltung mit dem Ziel einer einheitlichen Zuständigkeit hielten 54 Prozent der Befragten für sinnvoll (Lehrer: 64 Prozent).

Eine gemeinsame Schule für Zehn- bis 14-Jährige halten zwei Drittel für positiv oder zumindest überlegenswert. Unter Lehrern halten 32 Prozent diese grundsätzlich für besser als das differenzierte Schulsystem, für 42 Prozent ist sie überlegenswert. Den Modellversuch "Neue Mittelschule" halten 42 Prozent für eine gute Sache, unter Lehrern sind es 51. Unter den 22 Prozent, die gegen den Modellversuch sind, begründen das 20 Prozent mit einer zu zögerlichen Umsetzung bzw. zu kleinen Dimensionierung, für 14 Prozent ist er zu groß ausgefallen. (APA)