Die Einsamkeit des Läufers beginnt eigentlich erst auf der letzten "Etappe" zum Hermannskogel-Gipfel, wo ein Turm zum Blick auf die Stadt einlädt

DER STANDARD/Matthias Cremer

Gleich die erste Steigung auf der Laufstrecke rund um den Hermannskogel lässt den Puls schnell höher schlagen. Langsam kämpfen sich hier Läufer und Nordic Walker, manchmal auch Mountainbiker hinauf bis zu einer großen Wegkreuzung mit Marterl. Von dort geht es halbwegs eben weiter bis zur Jägerwiese und zum Gasthaus zum Agnesbrünnl, einem der beliebtesten Ausflugsziele des höchsten Berges von Wien.

Mit 542 Metern präsentiert sich der Hermannskogel als stolzer Hauptgipfel des Kahlengebirges und gleichzeitig als Grenzberg zwischen dem Wiener Gemeindegebiet und Niederösterreich. Unzählige Wege durchziehen seine Buchenwaldhänge. An den Wochenenden, vor allem bei schönem Wetter, tummeln sich hier wahre Menschenmassen und versuchen sich als mehr oder weniger talentierte Freiluftsportler.

Es gibt einige Varianten an Lauf- oder Nordic-Walking-Runden mit manchmal schwierigen Bergetappen rund um den Hermannskogel und auf ihn hinauf. 7,5 Kilometer beträgt zum Beispiel die Länge einer der Rundstrecken, und aufgrund ihrer Anstiege kann der Durchschnittsläufer schon mit gut 45 bis 50 Minuten Trainingszeit rechnen. Running-Checkpoint-Tafeln am Parkplatz am Cobenzl oder beim Gasthaus "Grüass di a Gott Wirt" informieren über Streckenverlauf und Schwierigkeitsgrad der unterschiedlichen Runden von 2,6 bis 8,6 Kilometer Länge. Derzeit sind recht viele Läufer unterwegs - der am 19. April stattfindende Vienna-City-Marathon verlangt noch nach letzten Trainingseinheiten.
Einsamer Anstieg

Die Schlüsseletappe von der Jägerwiese auf den höchsten Punkt und zur bekannten Habsburgwarte bleibt trotzdem meist ein stilleres Vergnügen, der steile Anstieg ist scheinbar nicht jedermanns Sache.

Der 27 Meter hohe Turm wirkt klassisch, wie der Teil einer Ritterburg. Er wurde aber erst 1888 vom österreichischen Touristenklub erbaut. Der Ausblick über Wien und das umliegende Land soll schon manch ein entzücktes "Wow!" hervorgerufen haben. Geöffnet hat die Warte von April bis Oktober an den Wochenenden.

Unterhalb der Habsburgwarte liegt die Plateauwiese, wo vor allem Sonnenanbeter ihr Picknick genießen. Von hier geht es für die Läufer nun endlich bergab. Auf einer Forststraße führt der Weg hinunter zur Rohrerwiese, und bei lockerem Lauftempo beruhigt sich auch der Puls. Eine Gruppe Mountainbiker kommt keuchend und schwitzend entgegen.

Die sogenannte "Kahlenbergerdorf-Strecke", eine 41 Kilometer lange, mit insgesamt knapp 1000 Höhenmetern ziemlich knackige Mountainbike-Tour, führt teilweise an den Hängen des Hermannskogels vorbei.Aber es geht auch gemütlicher, wenn man die vielen Wanderer betrachtet, die einem auf Höhe der Rohrerwiese in traditioneller Kleidung und mit Rucksack entgegenkommen.

Der Wiener Stadtwanderweg 2 führt in großer Runde um die höchste Erhebung der Bundeshauptstadt. Von der Endhaltestelle des 39A in Sievering marschiert man auf einer Weglänge von zehn Kilometern in drei bis vier Stunden gemütlich durch den kühlen Buchenwald bis zum höchsten Punkt. Um ihr leibliches Wohl müssen sich die Wanderer auch keine großen Sorgen machen. Zahlreiche Ausflugsgasthäuser liegen auf der Strecke.
Rhythmus der Stöcke

Auf der flachen Strecke von der Rohrerwiese zum Parkplatz Cobenzl befindet sich das besonders bevorzugte Revier der Nordic Walker, und der immer gleiche Rhythmus ihrer Stöcke ist auch kaum zu überhören.

Die Laufstrecke führt hier zeitweise entlang der Höhenstraße und später durch eine kleine Schrebergartensiedlung, bevor es durch das Weingut Cobenzl wieder zurück zum Parkplatz und Ausgangspunkt geht.

Der 38A, der hier seine Endstation hat, bringt immer wieder weitere Ladungen Spaziergänger und Wanderer. Einige sprechen von der "unglaublichen Aussicht", schultern ihre Rucksäcke und Taschen mit ihren Jausen und Erfrischungsgetränken.

Ein paar Touristen sind auch darunter. "Nice View", ist da zu hören. Das denken sich auch die Läufer während ihrer Dehnübungen mit Blick auf die Stadt. (Martin Grabner/DER STANDARD, Printausgabe, 15. April 2009)