Sich die Kirche ins Boot zu holen ist oft gar kein dummer Schachzug. Zumal wenn dieses Boot von einigen als völlig überfüllt angesehen wird und die Steuermänner ihm ein paar Menschenopfer abverlangen wollen.

Fast schon perfekt klingt das, wenn die Kirche selbst den ersten Schritt macht und vorschlägt, ins Boot zu hüpfen. Die Überlegungen der Oberhirten in der Diözese Graz-Seckau, aus den Sakristeien und Pfarrämtern ohne großes Trari und Trara Post-Partner zu machen, klingen so ganz nach Win-Win-Situation. "Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass die eine oder andere Pfarre sich überlegt, wenn etwas verloren geht für die Menschen vor Ort, ein Kommunikationsort - wie es die Post ja ist - zu werden. Da haben wir als Pfarre die Möglichkeit, eventuell einzuspringen, bevor etwas Wichtiges verloren geht", sagte Sprecher Georg Plank. Für viele ältere oder behinderte Menschen habe die Post nämlich auch eine Zuhörfunktion.

Schön und gut, aber sicherlich noch konkretisierbar. Völlig offen ist unter anderem noch, ob die Firmenphilosophien tatsächlich zusammenpassen würden. Hier die Jahrhunderte alte, Millionen von Menschen tagtäglich Hoffnung spendende Institution mit einem starken Rückhalt in der Bevölkerung.

Dort die katholische Kirche, von der sich Beobachter aber sicher sind, dass sie letztlich nur profitieren kann, wenn sie nicht nur Post-Dienste übernimmt, sondern auch ihre eigene Geschäftsgebarung an jene der Post anpasst.

Die "Vorteile" für Post.Partner dürften auch den letzten Dorfpfarrer überzeugen: "Als Post.Partner bauen Sie sich ein zweites Standbein auf, das Zusatzangebot erhöht Ihre Existenzsicherung", heißt es auf post.at - in Zeiten der schleichenden Säkularisierung braucht die Kirche das wie einen Bissen gebrochenes Brot. "Sie profitieren von der hohen Werbepräsenz und den guten Imagewerten der Österreichischen Post AG" - gemäß dem Multiplikatoreffekt machen also jeweils vier an ihre Empfänger ausgehändigte Pakete einen jenseitigen Ratzinger-Sager wieder wett.

Schließlich erhöht das erweiterte Serviceangebot "die Zufriedenheit Ihrer Kunden". Ein gelber Zettel am Beichtstuhl könnte etwa signalisieren, dass das bestellte Seelenheil ab dem nächsten Tag, 8 Uhr, abgeholt werden kann und für sechs Tage aufbewahrt wird. (Am siebten Tag wird nicht geruht, sondern zurückgeschickt.) Der Mesner könnte während der Ausspeisung auch Rubbellose und Andy-Borg-CDs feilbieten, und in den Beichtstühlen würde man günstig nach Rom telefonieren können. An Feiertagen auch nach Marktl am Inn.

An den Voraussetzungen, die die Post ihren Neo-Partnern abverlangt, dürfte die Kooperation jedenfalls nicht scheitern. "Sie brauchen ausreichend freie Geschäftsfläche, Geschäftsausstattung, kompetentes Personal", ist hierzu auf post.at zu lesen. Die freien Geschäftsflächen dürften zumindest außerhalb der Oster- und Weihnachtsfeiertage vorhanden sein, die Ausstattung wäre mit Sicherheit ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Und um das Personal braucht man sich ohnehin keine Sorgen zu machen, denn schließlich waren schon die allermeisten der A-Posteln bedingungslose Diener ihres Herrn. (Martin Putschögl, derStandard.at, 21.4.2009)