Warschau - An einer katholischen Universität in Warschau findet am morgigen Donnerstag ein Kongress zum Thema Homosexualität statt, der von Kritikern als "homophob" eingestuft wird. Die Verwaltung der Kardinal-Wyszynski-Universität stellt alle Studenten, die teilnehmen wollen, von 11 bis 15 Uhr vom Unterricht frei. Bei dem Kongress, der von einer Studentenorganisation initiiert wurde, tritt unter anderem der US-Psychologe Paul Cameron auf, der wegen seiner Ansichten über Homosexuelle umstritten ist. So wirbt das Plakat der Veranstaltung in Warschau mit einem Zitat von ihm, wonach ein Drittel der pädophilen Straftaten von Homosexuellen begangen würden. Auf der Internetseite seines Instituts für Familien-Forschung (Family Research Institute) heißt es: "Wir haben einen großen Fehler begangen, dass wir homosexuelle Handlungen entkriminalisiert haben."

"Heilung" von Homosexuellen

Außerdem nimmt die polnische Psychologin Jolanta Prochniewicz an dem Kongress teil, die sich mit der "Heilung" von Homosexuellen befasst und nach Angaben der Zeitung "Gazeta Wyborcza" bei einer Diskussion 2003 erklärte, Homosexuelle "funktionieren nicht richtig in der Gesellschaft".

"Vom Heilen von Homosexualität zu reden ist Unsinn", kritisierte der Vize-Vorsitzende der Polnischen Gesellschaft für Sexualforschung, Wieslaw Czernikiewicz, heftig die Grundprämisse der Veranstaltung und zeigte sich über den Kongress entsetzt. Die sexuelle Orientierung unterliege keiner Bewertung, so der Forscher. Homosexuelle Studenten an der Universität fühlten sich wiederum "schrecklich" wegen der Veranstaltung, teilte einer von ihnen anonym der Zeitung "Gazeta Wyborcza" mit.

Rektor will keine Zensur

Die Studentenvereinigung, die den Kongress organisiert, kann an den Themen der Veranstaltung nichts Schlechtes finden. "Wir stellen die Frage, wie man homosexuelle Neigungen ändern kann", erklärte der Student Marcin Musial, Mitglied der Organisation. Prorektor Marek Kowalski, der die teilnehmenden Studenten für Donnerstag vom Unterricht befreite, begründete dies mit der Meinungsfreiheit: "Wir zensieren Studentenvereinigungen nicht", sagte er der "Gazeta Wyborcza". (APA)