Wien - Unterstützung findet VP-Bildungssprecher Werner Amon
mit seiner Forderung nach einem dreistufigen Aufnahmeverfahren an AHS
bei der Lehrer-Gewerkschaft. "Gerade in den Ballungsräumen besteht
dringender Bedarf für ein Beratungsmodell, das dafür sorgt, dass
Schüler die ihnen am besten entsprechende Schule besuchen", so die
Vorsitzende der AHS-Gewerkschaft, Eva Scholik, am Montag in einer
Aussendung. Sie kritisierte auch die harsche und ablehnende Reaktion
von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) auf den Vorschlag und
fordert "Schluss mit Blockadepolitik bei der Schnittstelle nach der
Volksschule".

"Reflexartige Ablehnung"

"Die reflexartige Ablehnung" des Amon-Vorschlags zeigt für
Scholik, "wie strukturkonservativ die angeblich so reformfreudige
Unterrichtsministerin ist. Denk- und Diskussionsverbote gepaart mit
der gebetsmühlenartigen Forderung nach Einführung der Gesamtschule
sind der falsche Weg", so die Gewerkschafterin.

Nach Ansicht Scholiks wünscht sich die große Mehrheit der
Bevölkerung eine professionelle und an objektiven Kriterien
orientierte Schullaufbahnberatung, die auch von den Lehrern schon
lange eingefordert werde. Die Gewerkschafterin vergleicht die
Situation mit Universitäten und Fachhochschulen (FH), wobei FH sich
über Aufnahmeverfahren ihre Studenten aussuchen können und eine
sozial ausgewogenere Zusammensetzung der Studentenschaft als Unis
haben. Das zeigt für Scholik, dass "objektive Auswahlkriterien
soziale Diskriminierungen deutlich reduzieren. Wer die Chancen der
Kinder aus sozial benachteiligten Schichten verbessern will, kommt um
derartige Aufnahmemodelle nicht herum."

Rudas: Nicht im Regierungsprogramm, daher nicht aktuell

SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas will von der
ÖVP wissen, ob die Forderung von VP-Bildungssprecher Werner Amon nach
einem dreistufigen Aufnahmeverfahren an AHS "der offiziellen
Parteilinie entspricht". Wie immer die Antwort ausfallen mag, Rudas
beruft sich bereits auf das Regierungsprogramm, in dem "nichts von
diesen rückschrittlichen Aufnahmeverfahren steht. Diese sind daher
auch nicht aktuell", so die SP-Bundesgeschäftsführerin am Montag in
einer Aussendung.

Die ÖVP rief Rudas auf, "Bildungspolitik nicht länger mit
Standespolitik zu verwechseln und ihren Kurs in die
bildungspolitische Steinzeit endlich zu beenden". In diesem
Zusammenhang ist es für sie eine "merkwürdige Optik", dass nur wenig
später nach dem Ruf des VP-Bildungssprechers "die
LehrerInnen-Gewerkschaft auf genau diesen Retro-Kurs einschwenkt". (APA)