Wien - Wie würde sich eine Dorfsippe im Burgenland verhalten, wenn morgen eine Studiengruppe aus Fernost ihr Haus vermisst, den Ackerboden begutachtet oder sich auf der Straße nach Grundstückspreisen erkundigt?

Mit dieser Vorstellung in den Hinterköpfen legte die Studiengruppe P3 ihre Arbeit in Tansania an. "Uns war wichtig, Daten zu sammeln und nicht als Berater aufzutreten", definiert Raumplanungsstudent Markus Hille das Selbstverständnis der Gruppen.

Er hält es für vermessen zu glauben, ein Rudel Studierender hätte nach drei Wochen Lösungen parat. Die Zielsetzung der zweisemestrigen - und zu 90 Prozent selbst finanzierten - Lehrveranstaltung unter Schirmherrschaft der TU Wien war auch eine andere: Neben dem Einblick in die Entwicklungszusammenarbeit sollte vor allem das gegenseitige Lernen im Mittelpunkt stehen. Deshalb war es der Gruppe wichtig, sich mit den Experten vor Ort zu vernetzen - je nach Forschungsfeld waren das Mitglieder von NGOs, Regierungsbeamte und die Bevölkerung selbst.

Aus mehreren Projekten an vier Hauptstandorten werden am 10. Juni ausgewählte Arbeiten in Wien präsentiert. Etwa die Herausforderungen, die in der prosperierenden Metropole Dar es Salaam in Bereichen der Siedlungsentwicklung, Wirtschaftsleistung oder in Verkehrsfragen anstehen.

Bares für Schwein oder Ziegel

Bei Umfragen in der Kleinstadt Mbulu interviewten die Studierenden Empfängerinnen von Mikrokrediten: Deren Unternehmungen reichten "vom Kauf eines Schweines bis zur kleinen Ziegelfertigung", betont die Studentin der Internationalen Entwicklung Stephanie Fischer das breite Verwendungsspektrum der Kleinstkredite. "Alle Frauen konnten die Kredite zurückzahlen und sind schuldenfrei", zieht Fischer Bilanz.

Für Bewohner ländlicher Gegenden im Norden bietet der Tourismus Chancen, die Serengeti ist ein beliebtes Reiseziel. In Kooperation mit der lokalen NGO Mida ist die Errichtung eines ökologisch verträglichen Tourismuscamps nahe des Ngorongoro-Kraters, bei Karatu geplant.

Die Nutzung von Bio-Ressourcen wurde wiederum in Gunyoda erforscht, anhand von Karten, die die Dorfbewohner erstellten. "Die Männer zeichneten das Haus groß und zentral, aber nur ungefähre Direktionen zu Quellen oder Plätzen, wo es Holz gab", stellte Boku-Student Simon Vetter fest. Frauen hingegen gaben ressourcenreiche Stellen präzise an, samt wichtigen Infos, wann eine Quelle versiegt oder der Boden erodiert sei.

Neben dieser Parallele im Haushaltsmanagement eröffnete sich den Studierenden wie Vetter ein alternativer Blick auf globale Themen wie Klimaschutz oder Energiefragen: "Die Interessen sind hier einfach anders gewichtet." (Georg Horvath, DER STANDARD-Printausgabe, 28.5.2009)