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Foto: APA/dpa/Schmitt

Als der Flughafen der nordwestenglischen Metropole Liverpool in "John-Lennon-Airport" umbenannt wurde, schrieb man das Jahr 2002 und der Namenspatron war bereits 22 Jahre tot. Nur im buchstäblichen Sinne natürlich, denn der in New York feig ermordete Ex-Beatle war nicht erst seit seinem Solo-Hit "Imagine" unsterblich. Der Song enthielt die Textzeile "Above us, only sky"; diese schöne Phrase pinselte man im Liverpooler Airport als Motto an die Decke, und die Verantwortlichen werden schon gewusst haben, wieso.

Heute, im Jahr 2009, ist es genau elf Jahre her, dass mit Falco ein anderer großer Musiker von uns ging, und es könnte durchaus sein, dass der Hans Hölzel aus Wien-Meidling nur halb so lang auf seinen Flughafen warten muss wie weiland John Lennon: Eine Facebook-Gruppe, die schon mehr als 1.700 Unterstützer hat, fordert nämlich die Umbenennung des Wiener Flughafens in "Falco International Airport", und seit ein paar Tagen existiert auch ein YouTube-Video, das dieses Ansinnen wunderbar kitschig aus dem World Wide Web ins wirkliche Leben hinausträgt.

"Diese Stadt schuldet dem größten österreichischen Popstar mehr als eine winzige Stiege und einen 250m langen Verbindungsweg zwischen zwei Plattenbauten", heißt es in der Begründung der Initiatoren. Und Recht haben sie: Der einzige internationale Pop-Weltstar, den dieses Land nicht zu verhindern wusste, ist natürlich wie kein Zweiter als Namenspatron für einen Flughafen geeignet. Falco hatte mit "Coming Home" einen Song im Portfolio, bei dem man sich schon immer gefragt hat, wieso man bei der Landung mit einer AUA-Maschine in Wien den steinalten Donauwalzer hören musste. Auch andere seiner Titel haben sehr viel mit der Luftfahrt zu tun, man denke nur an "Hoch wie nie" oder das an die letzten Worte auf einem Voice-Recorder erinnernde "Maschine brennt". Den Song "Body next to Body" interpretieren Optimisten zudem als sagenhaft prophetische Vorwegnahme des Billigflieger-Trends der letzten zehn Jahre; Pessimisten erkennen darin ein wörtliches Zitat aus einem Augenzeugenbericht nach einem Flugzeugcrash.

Geradezu aufdrängen tut sich die Umbenennung aber erst, wenn man sich die allerjüngste Unternehmensgeschichte ansieht: Im Milliardengrab des "Skylink"-Terminals steckt sehr viel von Falcos Song "Titanic" ("Dekadenz for you and me"), und seit dem politisch motivierten Wechsel des niederösterreichischen Wirtschafts-Landesrats in den Airport-Vorstand soll es dort auch immer öfter heißen "Drah di net um...".

Die Chancen, dass der Wiener Flughafen sein internationales Kürzel von "VIE" schon bald in "FIA" ändern wird, sind trotz allem als eher gering einzuschätzen. Wünsche aus der Bevölkerung werden in Österreich selten ernst genommen, denn sonst wäre der Wiener Flughafen ja ("Below us, only Zentralfriedhof - Imagine!") schon zugesperrt. (Martin Putschögl, derStandard.at, 16.6.2009)