Anna Pawlowa als Sylphide in Les Sylphides, um 1909

Foto: Theatermuseum /Waganowa-Akademie /Anja Manfredi

Wien - Überbordender Kopfschmuck, ornamentale Gürtel und bunt bedruckte Stoffe: Die Bildsprache der Ballets Russes war eine ausdrucksstarke. Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums des ersten Auftritts der russischen Ausnahme-Ballettcompagnie in Paris ist die prachtvoll ausgestattete Ausstellung "Schwäne und Feuervögel. Les Ballets Russes" nun vom Münchner Theatermuseum nach Wien gekommen und hier vom 25. Juni bis zum 27. September zu sehen.

Mit Kostümskizzen, Radierungen von Probensituationen, Originalplakaten und Filmmaterial wird das Lebens- und Bühnengefühl des legendären Ensembles um Impresario Sergej Diaghilew fühlbar gemacht: "Wir wollten die Ballets Russes auch in der Ausstellung als theatrales Ereignis begreifen", erklärte Kuratorin Claudia Jeschke bei der Presseführung heute, Mittwoch. Neben Kostümen sorgen auch Video-"Annäherungen" an die Choreographien und Bewegungssprache für Atmosphäre, den Fußboden zieren als Teppich die originalen Tanznotationen von Michel Fokine zum Walzer der "Syphlides".

Geist der russischen Moderne

Doch es ist nicht nur das Verständnis für den Tanz der Ballets Russes, sondern für das Gesamtkunstwerk ihrer Bildwelt: Mit jedem Bleistiftstrich atmen die großteils erstmals in Wien gezeigten Blätter von Kostümskizzen aus St. Petersburg den Geist der russischen Moderne. Vor allem von Natalja Gontscharowa, deren Kostüme auch choreographisch wegweisend waren und in enger Zusammenarbeit etwa mit Bronislawa Nijinska für deren Ballet "Les Noces" erarbeitet wurden, versammelt die Ausstellung eindrucksvolles Bildmaterial, das auch eine eigene Kunstschau tragen würde.

"Petrouchka", "Der Feuervogel", "Der goldene Hahn" - heute klingen schon die Titel der berühmten Kreationen nach dem expressiven Zauber des Balletts, nach der eigentümlichen, vom eleganten Frankreich so geliebten Exotik Russlands, nach dem Bündnis von Picasso und Strawinsky, von Bäuerlichkeit und Konstruktivismus. Anna Pawlowa wurde zur Ikone der Moderne, Wazlaw Nijinsky zum Vater einer ganzen Balletttradition. Porzellanfiguren der umschwärmten Tänzer, Nijinskys Notizbuch mit Aufzeichnungen zum "Sacre de printemps" oder sein ausgebeulter Ballettschuh strahlen auch nach 100 Jahren noch den sinnlichen Esprit von Idol-Verehrung aus.

Als Bewunderer der Ballets Russes und "großer Befürworter der Ausstellung" wird der künftige Staatsoperndirektor Dominique Meyer gemeinsam mit seinem ebenfalls designierten Ballettchef Manuel Legris am 16. September einen Vortrag im Theatermuseum halten, wie Direktor Thomas Trabitsch ankündigte. Mit einem umfangreichen Abendprogramm geht das Haus in den Juli. "Sommerabende im Palais" werden im Palais Lobkowitz etwa von Erwin Steinhauer, Helmuth Lohner oder Erika Pluhar gestaltet. (APA)