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Foto: APA/dpa/Tittel

Von Hausverlosungen hört man in letzter Zeit nicht mehr viel. Was daran liegen könnte, dass keine stattfinden. Ja, man könnte sogar sagen, dass sich der Markt nach dem anfänglichen Boom, der zur ersten und bisher einzigen österreichischen Hausverlosung im Jänner führte, nun wieder etwas beruhigt hat. In Windeseile erfasste eine Art Aufmerksamkeits-Defizit die Branche, weil plötzlich jeder seinen Hühnerstall, jede ihre Garage verlosen wollte. Beobachter warnten schon: Die Verlosungsobjekte müssten exklusiver werden, um eine Chance zu haben. Die Ranch des verblichenen Michael Jackson wäre etwa ein so extraordinäres Objekt gewesen, oder auch ein Sauerstoffzelt (samt Grundstück) auf dem Mond. So aber wuchs täglich die Zahl der sich gleichenden Privat-Lotterien, die Menschheit verlor in Riesenschritten den Überblick.

Nun kommt wieder Bewegung in die Szene: Im Mostviertel wird ein Hochstand verlost. Der Schießstand mit drei Metern Unterbau "wird sicher gut in jedes Jagdrevier passen und viele gute Dienste erweisen", heißt es im Programmheft zur Wieselburger Messe. Dort steigt die Verlosung am kommenden Sonntag im Rahmen des "2. Wieselburger Jägerfrühschoppens", natürlich als dessen absoluter Höhepunkt. Was im Vorjahr dort verlost wurde, lässt sich leider nicht mehr recherchieren, denn man müsste dazu wahrscheinlich auf der Website des Niederösterreichischen Landesjagdverbandes ganz weit hinunterscrollen. Man kann sich aber vorstellen, dass auch der "1. Wieselburger Jägerfrühschoppen" schon mit einem ziemlichen Kracher aufgewartet hat; eine Ehrenmitgliedschaft im Österreichischen Jagdgebrauchshunde-Verband, beispielsweise.

Die "Purgstaller Jagdhornbläser" im Vorprogramm der Verlosung spielen zwar mit Sicherheit noch für Jedermann, und das "Laserschießkino vom Schießverein Mostviertel", wo dann das echte "jagdliche Flair" aufzukommen hat, steht sicher auch noch allen offen. Beim Gewinnspiel sind dann aber leider laut Ankündigung ausschließlich "Jägerinnen und Jäger" teilnahmeberechtigt (Waffenkontrolle?). Was schade ist, denn es gäbe durchaus die eine oder andere Persönlichkeit, die etwas Überblick dringend gebrauchen könnte.

Hans-Peter Martin könnte etwa seine sicher völlig überteuerte Chaiselongue im EU-Parlament gegen den Hochstand tauschen, was das gesamte Plenum auf der Stelle zum Stillstand brächte. Schließlich würde dort niemand mehr auch nur einen Finger rühren, wenn der gestrenge Xiberger von oben herab dieselben ins Visier nimmt. Die Lösung hätte den Nebeneffekt, dass sich Martin nicht mit seinen Sitznachbarn streiten kann.

BZÖ-Mastermind Stefan Petzner könnte den Hochstand als Bio-Solarium verwenden und danach als Fleisch gewordene Abspaltung der Sonne auf Welttournee gehen. In dem denkbaren Fall, dass sie eine Spitzenkraft wie ihn aus Papua-Neuguinea nicht mehr ziehen lassen, müsste der Hochstand freilich als Stefan-Petzner-Tower feierlich im Wörthersee versenkt werden.

Für die Finanzmarktaufsicht wäre das hölzerne Objekt wiederum ein hochwillkommenes modernes Gerät zur Kontrolle von Buchungsbewegungen. Vis-a-vis davon aufgestellt, lässt sich mit dem Ding mühelos bis in die zweite Etage eines verglasten Büroturms blicken. Dass ein geviefter Buchhalter jemals weiter nach oben kommt, ist ohnehin ausgeschlossen.

Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder schließlich könnte mit dem Hochstand in seinem gefluteten Depot nicht nur den undichten Stellen rasch auf die Schliche kommen, sondern in dem "anonymen", computergesteuerten Hightech-Lagerraum zwecks umgehender Evakuierung auch den Dürer-Hasen in kürzester Zeit sozusagen standesgerecht ausfindig machen. "Junger Feldhase auf zwölf Uhr? Waidmannsdank!" (Martin Putschögl, derStandard.at, 30.6.2009)