In Schweden ist das Kinderbetreuungsprogramm umfassend - auch im Sommer. "Grundsätzlich gibt es in jeder Kommune die Möglichkeit, Kinder in einen Sommerkindergarten zu schicken", sagt Anna Neuman vom Ausbildungsministerium in Stockholm dem Standard. Die Eltern müssen sich in den speziell geöffneten Kindergärten - "dagis" - vorzeitig anmelden. Die Sommerschließung der Kindertagesstätten beträgt meistens vier Wochen und ist im Juli. In kleineren Orten des dünn besiedelten Schweden gibt es zudem Tagesmütter, die für ihre Arbeit eine Entschädigung von der Kommune erhalten und, wenn nötig, auch im Sommer auf Kinder aufpassen. Die Schulen sind das ganze Jahr über als Ganztagseinrichtung konzipiert - mit gratis Mittagessen und Betreuung nach dem Schulunterricht.

Auch in Frankreich gibt es zahlreiche Ganztageseinrichtungen. Das größte Problem besteht im Sommer, wenn zwei Monate schulfrei ist. Für diese Zeit gibt es die "centres de loisirs", die im Normalfall Kindern von 2,5 bis 17 Jahre offen stehen. Zu diesem staatlichen Angebot kommt eine ganze Reihe von kommunalen Lösungen, die zum Teil schon für Babys ab dem Alter von sechs Monaten geöffnet sind. In Arbeitervororten wird die Tageskrippe zum Teil während der ganzen Sommerzeit weitergeführt, das heißt von morgens um acht bis abends um 18 Uhr. Es gibt aber auch Landgemeinden ohne jede behördliche Regelung - dort hilft man sich familienintern über die langen Sommerferien hinweg. Viele Gemeinden beschreiten einen Mittelweg und schließen in den ersten zwei bis drei Augustwochen ihre Pforten.

Kein Sommerloch

In den Niederlanden gibt es kein Sommerloch in der Kinderbetreuung. Seit knapp zwei Jahren sind Kindergärten und die Betreuung nach der Schule neu geregelt: Kinderbetreuungsorganisationen sind kommerzielle Einrichtungen. Die Eltern legen fest, an welchen Wochentagen und wie lange ihr Kind betreut wird und schließen einen Vertrag darüber ab.

Eine Stunde in einem Kindergarten oder Hort kostet zurzeit rund sechs Euro. Wer, wie der Parlamentsmitarbeiter Richard Wouters, zwei Kinder drei Tage pro Woche betreuen lässt, bezahlt dafür 967 Euro pro Monat. Die staatliche Rückerstattung ist einkommensabhängig. Wouters bekommt 702 Euro zurück. Familien mit niedrigem Einkommen bekommen gut 95 Prozent der Kosten erstattet. Die Gemeinden kontrollieren die Qualität der Betreuung. Die Neuregelung hat zu einem explosiven Wachstum des Sektors geführt. "Die Situation ist seit der Reform viel besser geworden", sagt Wouters, "auch wenn die Qualität manchmal zu Wünschen übrig lässt." (awa, brae, hohe/DER STANDARD - Printausgabe, 1.7.2009)