Wien - 90:10 - so lautet Werner Koglers Zauberformel. "Zehn Prozent Selbstreflexion reichen, den Rest der Energie sollten wir in Schubkraft investieren", sagt der grüne Parlamentarier: "Wir sollten diese Befindlichkeitspirouetten nicht mehr mitmachen."

Genau damit waren die Grünen aber in der jüngeren Vergangenheit aufgefallen: mit internen Querelen statt originellen Ideen. Daran sei nicht nur die Partei schuld, meint Kogler und setzt zu einer "geordneten Medienschelte" an. In Österreich würden es Parteien, die mit konkreten Konzepten punkten wollten, schwerer in die Nachrichten schaffen als anderswo, sagt er: "Den Grünen geht es viel besser, als sie öffentlich dargestellt werden."

Warum das auch die Wähler, die der Umweltpartei sechs Niederlagen en suite beschert haben, verkennen? Die Grünen müssten ihre Waffen in der öffentlichen Auseinandersetzung "nachschärfen", sagt Kogler, und "sich öffnen". Dem Steirer, der Parteichefin Eva Glawischnig während ihrer Babypause als Klubchef im Nationalrat vertritt, schwebt "ein Spagat" vor: An der Basis wünscht er sich eine breite Debatte über die politische Zukunft, eine Art Konvent, bei dem tausende Interessierte mitreden; an der Spitze hingegen mehr Freiheit und Schlagkraft. "Die Politiker an der Front brauchen das Vertrauen, auch Ideen in Eigenverantwortung durchzufechten", sagt Kogler: "Die können nicht bei jedem Detail nachfragen. Da muss sich die grüne Kultur ändern."

Keinen Reformbedarf sieht er in puncto Inhalt. Ein Beleg: die Wahlempfehlung der deutschen Financial Times für die Grünen bei der Europawahl. Am europäischen Wirtschaftsprogramm hätten die österreichischen Grünen "federführend" mitgearbeitet, sagt Kogler, der allerdings den Anspruch erhebt, als Oppositionspartei auch Ziele durchzusetzen. Manchmal gelinge das, etwa mit zäher Kontrollarbeit im Parlament, meint er: "Doch es könnte mehr sein." (jo, DER STANDARD, Printausgabe, 2.7.2009)