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Heinrich Schweiger ist tot

Foto: APA

Kammerschauspieler Heinrich Schweiger, der heute, Dienstag, 77-jährig in einem Salzburger Krankenhaus gestorben ist, prägte nicht nur das Burgtheater, dem er mit Unterbrechungen seit 1949 angehörte, sondern auch die Pflege einer literarisch orientierten Wiener Theater-Tradition über Jahrzehnte entscheidend mit. Das Burgtheater-Ehrenmitglied, dem als 22-Jährigem in einer legendären Aufführung von Arthur Schnitzlers "Komtesse Mizzi" der Durchbruch gelang, trat nach intensiven Schaffensjahren mit zahlreichen großen Aufgaben in den vergangenen Jahren sichtlich leiser. Zuletzt war der Kammerschauspieler als Tiefenbach in Thomas Langhoff "Wallenstein"-Inszenierung an der Burg, im "Land des Lächelns" an der Volksoper (2008) sowie in der ORF-Serie "Der Winzerkönig" zu sehen.

Biografisches

Schweiger wurde am 23. Juli 1931 in Wien geboren und studierte dort am Max-Reinhardt-Seminar. 1948 war er am Theater in der Josefstadt engagiert, im Jahr darauf, als 18-Jähriger, bereits als Eleve am Wiener Burgtheater. In Shaws "Candida" spielte er an der Seite von Paula Wessely, in "Don Carlos" war er Partner von Werner Krauß. Ab 1956 folgten Verträge am Bayerischen Staatsschauspiel München und am Düsseldorfer Schauspielhaus. Ab 1961 gehörte Schweiger - mit Unterbrechungen, u.a. 1989 bis 1992 wegen einer Herzkrankheit - wieder zum Burg-Ensemble.

Bühnenpräsenz

Dort spielte der Kammerschauspieler die großen klassischen Rollen der Weltliteratur - gefeiert wurde er etwa als Shakespeares "Othello" (Regie: Fritz Kortner) und "Richard III." (Regie: Leopold Lindtberg) -, spielte Büchners Danton und den Dorfrichter Adam in Kleists "Der zerbrochne Krug", brillierte aber auch in Stücken von Raimund, Nestroy und Schnitzler, als Brechts Mackie Messer in der "Dreigroschenoper" oder als Hassenreuter in Hauptmanns "Die Ratten". In seinen Soloprogrammen befasste er sich u.a. mit der "Dämonie der Gemütlichkeit" und bot einen "Streifzug durch die österreichische Seele".

Schweiger, der das Theater einmal als "schönste Zuflucht und große Leidenschaft" bezeichnet hat, gastierte in den 60er Jahren auch an der Freien Volksbühne Berlin (unter Erwin Piscator), am Theater am Kurfürstendamm Berlin (1965, unter Leonard Steckel) und am Thalia Theater Hamburg (1972/73 unter Boy Gobert). Als Teufel und Mammon gehörte er zwölf Jahre lang zum Ensemble des Salzburger Festspiel-"Jedermann". Er führte auch mehrmals Regie, so 1979/80 bei Nestroys "Mädl aus der Vorstadt" (Akademietheater) und bei den Perchtoldsdorfer Sommerspielen.

Fernsehen

Im Fernsehen trat Schweiger u.a. in "Tatort"-Folgen, in den Serien "Ringstraßenpalais" (1981) und "Kommissar Rex" sowie im "Seniorenclub" auf. Zu seinen Kinoerfolgen zählen u.a. die Hauptrolle in "Franz Schubert - ein unvollendetes Leben" (1957) und Franz Antels Filmreihe "Der Bockerer" (1981, 1996, 2000, 2003). Mit dem Fotoband "Bilder eines Schauspielers" machte sich der Hobbyfotograf, der seit 1983 in dritter Ehe mit der Bezirksvorsteherin von Wien Innere Stadt, Ursula Stenzel, verheiratet war, auch als Theaterchronist einen Namen.

Ausgezeichnet wurde Schweiger, der am Irrsee eine zweite Heimat gefunden hatte, unter anderem mit der Kainz-Medaille (1969), mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Kunst und Wissenschaft 1. Klasse (1986), mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Salzburg für Verdienste um die Salzburger Festspiele (1987), mit der Goldenen Ehrenmedaille der Stadt Wien (1987), mit dem Berufstitel Professor (2003) und der Nestroy-Medaille (2008). (APA)

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Claudia Schmied: "Markante Persönlichkeit"
Für Kulturministerin Claudia Schmied gehörte der heute, Dienstag, verstorbene Schauspieler Heinrich Schweiger "zu den markantesten Persönlichkeiten des deutschsprachigen Theaters". Für das Burgtheater-Ehrenmitglied sei das Haus am Ring "nur eine seiner Heimaten" gewesen, "denn die eigentliche Heimat war die Kunst im Allgemeinen", sagte Schmied laut einer Aussendung.

Johannes Hahn: "Großartiger Schauspieler"
ÖVP Wien-Landesparteiobmann und Wissenschaftsminister Johannes Hahn betonte, dass das österreichische Theater mit Schweiger "einen großartigen Schauspieler" verliere, der "prägend war für das Kulturleben seiner Heimatstadt Wien". Hahn weiter: "Unsere Anteilnahme gilt seiner Familie und seiner Frau Ursula Stenzel, der wir ja besonders verbunden sind und der ich mein tiefes Mitgefühl aussprechen möchte. Wir trauern mit ihr um einen großen Wiener und Österreicher, dem dieses Land viel zu verdanken hat."