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die Siedlungshäuser mit Mustereinrichtungen sollten als Modell für leistbares Wohnen dienen.

Foto: APA/Pfrarrhofer

Vor 77 Jahren wurde im Westen Wiens ein avantgardistisches Bauprojekt eröffnet, an dem sich 32 teils weltberühmte Architekten beteiligt hatten: Die Werkbundsiedlung im noblen Bezirk Hietzing. Ihre Siedlungshäuser mit Mustereinrichtungen sollten als Modell für leistbares Wohnen dienen und standen nach ihrer Fertigstellung der Öffentlichkeit zwei Monate lang, bis zum 7. August 1932, offen.

Organisiert wurde das Projekt vom Architekten Josef Frank, dem es vor allem um funktionelle Lösungen ging. Die meisten der geladenen Architekten - unter ihnen Adolf Loos, Margarete Schütte-Lihotzky, Josef Hoffmann und Clemens Holzmeister - waren bereits Mitglieder des Werkbundes. Dieser war 1912 als Vereinigung von Künstlern, Industriellen und Handwerkern zur Förderung der handwerklichen Qualitätsarbeit auch in der industriellen Produktion gegründet worden. Nach 1918 engagierte sich die Vereinigung im Rahmen des sozialen Wohnbaus.

Gruppenweise platziert

Errichtet wurde die Werkbundsiedlung von der Gesiba, einer dem Bund, der Gemeinde und dem Siedlerverband gehörenden Wohnbaugenossenschaft. Ursprünglich sollte die Avantgardeanlage in der Nähe des Favoritner Wasserturms bei der Triesterstraße entstehen. Frank erachtete den Standort jedoch als ungeeignet und setzte sich erfolgreich für Hietzing ein.

Bereits bei der Errichtung war man sich der Feuchtigkeit des gewählten Baugrundes in Lainz bewusst. Zu den wenigen Auflagen für die Architekten gehörte deshalb die Unterkellerung und die Verwendung von Ziegelbauwerk. Zudem sollten die Häuser seriell herstellbar sein.

Frank, dessen Bau das Herzstück der Siedlung bildet, platzierte gleichartige Häuser gruppenweise, wie in der Veitingergasse und Jagdschloßgasse. In der Woinovichgasse stellte er dagegen die stilistisch nicht einzuordnenden Häuser zueinander. Trotz allem Individualismus der Beteiligten entstand so eine Siedlung von architektonischer Klarheit.

Trotzdem wurden 1932 nur 14 Häuser verkauft - die Unterkellerung machte die Objekte teuer. Der Rest wurde von der Gemeinde Wien übernommen. Eine erste moderate Sanierung erfolgte nach 1938 - allerdings ohne Rücksichtnahme auf die Originalsubstanz. Eine umfangreichere folgte in den 1980er Jahren, als ein guter Teil der 70 Häuser renoviert wurde. (APA)