Der Philosoph Arthur Schopenhauer hat sich nach dem Tod seines Pudels stets einen völlig gleich Aussehenden zugelegt. Von ihm stammt außerdem der Satz: "Meistens belehrt erst der Verlust über den Wert der Dinge." Wie Recht er hatte! Alfred Gusenbauer würde derzeit auf jedem SPÖ-Zeltfest geherzt werden wie einst der Pandabär Fu Long auf den "Krone"-Leserbriefseiten, und Helmut Elsner würde - stünde er noch hinter einem Bank-Schalter - nicht nur von isländischen Kleingewerbetreibenden mit ihren Ersparnissen überhäuft werden, auf dass er sie sicher anlege.

Mit Sicherheit hätte auch so mancher US-amerikanische Pensionist gerne etwas anders gemacht. Viele von ihnen steckten ihr Geld nämlich in einen Hedge-Fonds, der es wiederum flugs im Sky (above) Europe verbrannte. Einige von ihnen werden jetzt zwar - das ist das Faszinierende an Amerika - zu dem Schluss kommen, dass mit Barack Obama die ganzen Probleme begannen. Es ist aber nicht auszuschließen, dass auch ein paar helle Köpfe dabei sind, die das Geschäftsmodell des Billigfliegers als für einen Pensionsfonds völlig ungeeignet erachten. Wie fast immer wird es dann aber zu spät gewesen sein.

Immerhin ist das Schicksal der Pensionisten ein schöner Beleg für den in der Krise neu erwachten transatlantischen Einheitsgeist. "Es ist für mich nicht denkbar, dass Unternehmen Krisenhilfe in Anspruch nehmen und dann hohe Dividenden oder Bonuszahlungen an Manager ausschütten. In der Krise müssen alle ihren Beitrag leisten, nicht nur der Staat alleine", sagte jüngst jener österreichische Bundeskanzler, der sich noch als die bestätigende Ausnahme des Schopenhauer-Sagers erweisen könnte.

Jedenfalls sind nun diese amerikanische Pensionisten genau so Krisenverlierer wie - beispielsweise - jene italienischen Beschäftigten, die kürzlich vier Tage lang auf dem Kolosseum gegen den Verlust ihres Jobs demonstrierten. Und in gewisser Weise auch so wie Arthur Schopenhauer, der im Jahr 1819, in Mailand weilend, eine erkleckliche Summe Geldes verlor, weil seine Bank krachte. "Fare alla romana" nennen es (nicht nur) die Mailänder übrigens, wenn sie eine Lokalrechnung durch die Zahl der Anwesenden dividieren, sodass jeder den selben Betrag zahlen muss. Wenn trotzdem noch was offen bleibt nach der Wirtschaftskrise, könnte es sich dabei um folgende Frage handeln: Wenn am Schluss keiner mehr was hat - haben dann auch alle gleich viel gezahlt?

Schopenhauer hat sich diese Frage wahrscheinlich nicht gestellt. Er hatte noch etwas Geld auf der Seite, konnte sich wieder einen Pudel kaufen und wurde ein Jahr später Universitätsprofessor. (Martin Putschögl, derStandard.at, 20.8.2009)