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Foto: AP/Endlicher

Wenn es hart auf hart kommt, werden ideologische Grenzen pulverisiert. Dies und die noch nicht eingesetzt habende Altersmilde haben die beiden Grandseigneurs der Regierungsparteien, Charly Blecha und Andy Khol, neuerlich in trauter Zweisamkeit wenig verschämte Forderungen stellen lassen: Zwei Prozent mehr Pension wollen sie für ihre ebenso mächtige wie betagte Klientel herausholen, bei maximal 1,5 Prozent Inflation. Budgetexperten fahren ihre Sensoren aus, Jugendvertreter den Mittelfinger. Der Sozialminister lächelt vielsagend.

Als ob das nicht schon genug wäre, droht dem Generationen-Vertrag - von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt - schon die nächste Zerreißprobe, von gänzlich ungewohnter Seite. Schuld daran sind die Schwiegermütter.

Wie nämlich jüngst die Niederösterreichischen Nachrichten unter Bezugnahme auf eine Studie der Uni Wien im Auftrag der Landwirtschaftskammer NÖ berichteten, empfinden 60 Prozent der aktiven Bäuerinnen das Zusammenleben mit den Schwiegereltern am Hof als "belastend". "Viele Partnerschaften zerbrechen nicht, weil es miteinander nicht funktioniert, sondern weil der Generationskonflikt ausartet", schlussfolgert Landeskammerrat Josef Eder in der Zeitung - unter der fetten Schlagzeile "Angst vor Schwiegermüttern".

Falls also noch irgendein Zweifel daran bestand - jetzt ist es amtlich: Das Generationen-Vertragen steckt auch in der Krise.

Dabei müsste das gar nicht sein. Ein Teilaspekt der Uni-Wien-Studie lässt nämlich schon einen Ausweg erkennen. So war für die Großeltern der aktiven Bäuerinnen und Bauern beispielsweise noch der bloße "Gedanke, Urlaub zu machen, Sünde", erklärt Landwirtschaftskammerpräsident Hermann Schultes. Die verweichlichten Jungbäuerinnen und Jungbauern wären gut beraten, sich daran gefälligst ein Beispiel zu nehmen. Nicht genug, dass die heute garantiert gar nicht mehr wissen, was eine Sünde ist. Jetzt wollen sie auch noch einmal im Jahr auf Urlaub fahren.

Um das Problem der belastenden Schwiegermütter in den Griff zu bekommen, will die Landwirtschaftskammer eigene "Schwiegermütter-Seminare" entwickeln. So kann das aber natürlich nicht funktionieren. Wo kommen wir hin, wenn die Generation, die nach dem Krieg den Hof wieder aufgebaut hat, plötzlich vor den Jungen zu Kreuze kriechen muss? Nein, das ist völlig ausgeschlossen. Es wird alles darauf hinauslaufen, dass die Jungen in Zukunft mehr arbeiten, schließlich müssen sich die Alten weiterhin den größten Traktor leisten können. Und der All-Inclusive-Urlaub ist ab sofort auch wieder gestrichen. Die Junglandwirte können sich ja, wenn sie wollen, für eine Woche Bed & Breakfast anmelden. Aber bitte auf dem eigenen Bauernhof. (Martin Putschögl, derStandard.at, 28.8.2009)