Wien - Der Ansturm ausländischer Studierender - insbesondere aus Deutschland - beschäftigt auch Christoph Badelt, den Vorsitzenden der Rektorenkonferenz. Badelt, selbst Rektor an der Wiener Wirtschaftsuniversität, sagt, er lehne die Idee von Ausgleichszahlungen - also dass Nachbarstaaten, aus denen viele Studierende auf Österreichs Unis strömen, das österreichische Bildungssystem finanziell stützen - nicht komplett ab. "Der Weisheit letzter Schluss sind solche Ausgleichzahlungen sicherlich nicht, aber sie wären in einem Gesamtpaket eine sinnvolle Maßnahme", meinte Badelt im Ö1-Morgenjournal.

Regierung muss Kapazitäten schaffen

Das Bildungs- und Hochschulproblem sei aber viel tiefgreifender. "Der Staat müsste sich endlich dazu bekennen, wie viel Kapazitäten in den einzelnen Studienrichtungen existieren, er müsste diese Kapazitäten finanzieren." Wo der Wille und das Geld nicht ausreichten, um alle Studier-Willigen unterzubringen, müsse es geregelte Aufnahmeverfahren geben. Auch Studiengebühren würden "ein bisschen etwas" helfen, weil sie Geld brächten und einen Lenkungseffekt hätten. Sie seien aber kein Allheilmittel, so Badelt.

Mehr Absolventen

Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) war am Sonntag in der ORF-Pressestunde von 300.000 Studenten - und damit 20 Prozent mehr als im Vorjahr - ausgegangen. An sich sei dieses Wachstum der Studentenzahlen ja wünschenswert, sagte Badelt: Noch wünschenswerter sei aber das Wachstum der Absolventenzahlen.

"Die große Selbsttäuschung der Politik ist, dass sie glauben, wenn man oben in eine kleine Büchse noch mehr Studierende hineinsteckt, dann kommen mehr Absolventen heraus", sagte Badelt. Es brauche vielmehr eine Ausdehnung der Finanzierung und einen geregelten Zugang: Dies würde wesentlich mehr erfolgreiche Studierende hervorbringen.

Der Leiter der Rektorenkonferenz zeigt sich aber wenig zuversichtlich. Badelt: "Die Regierung blockiert sich selbst." (red, derStandard.at, 13.10.2009)