Rom - Italien streitet über die Einführung des islamischen Religionsunterrichts an italienischen Schulen. Vize-Industrieminister Alfonso Urso meinte, wegen der zunehmenden Zahl moslemischer Schüler in Italien, müsse islamischer Religionsunterricht garantiert werden, wie es mit der katholischen Religionsstunde der Fall ist. Mit dem Vorschlag einverstanden zeigte sich auch der Präsident der Abgeordnetenkammer, Gianfranco Fini. "Dieser Vorschlag ist vernünftig, weil er im nationalen Interesse für sozialen Zusammenhalt im multikulturellen Italien sorgen könnte", sagte Fini.

Ursos Vorschlag stieß bei der Lega Nord auf heftigen Widerstand. "In Italien gibt es keine multikulturelle Gesellschaft, die Mehrheit der Italiener sind Katholiken. Auch moslemische Schüler sollten an dem katholischen Unterricht teilnehmen, damit sie unsere Wurzeln kennenlernen können", sagte Landwirtschaftsminister Luca Zaia von der rechtspopulistischen Regierungspartei Lega Nord.

Auch der Präsident der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, sprach sich gegen den Islam-Unterricht an den Schulen aus. "Die katholische Religionsstunde in den Schulen ist notwendig, weil der Katholizismus Teil der italienischen Geschichte und Kultur ist. Für ein besseres Verständnis unserer Kultur und ein bewusstes Zusammenleben sind Kenntnisse der katholischen Religion in der Schule wichtig. Der katholische Religionsunterricht ist kein Katechismus, sondern eine kulturelles Lehrfach", so Bagnasco.

Die "Union der islamischen Gemeinden und Organisationen in Italien" (UCOII; auch "Islamrat") dankte Urso für seinen "großen Sinn für Gerechtigkeit gegenüber allen Glaubenden". Der italienische Repräsentant der Islamischen Weltliga, Mario Scialoja - ein früherer Botschafter, der in Saudi-Arabien zum Islam konvertierte - sprach sich dafür aus, statt eines Islam-Unterrichts das Fach Religionsgeschichte einzuführen. (APA)