Hauptgebäude Uni Graz

Foto: Schmidt

Am Unigelände in der Nähe der Vorklinik.

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Besetzter Horsaal A der Grazer Vorklinik am Nachmittag

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Graz - Der Protest an der Grazer Karl-Franzens-Uni nahm am Samstag nach einer langer Nacht, in der zu Hochzeiten rund 150 Studierende den Hörsaal A auf der Vorklinik durchgehend besetzten, immer konkretere Formen an. Bei einem Plenum der Besetzer um 13 Uhr besprach man weitere Vorgehensweise.

Die Besetzung soll bis Dienstag, an dem größere Aktionen geplant sind, weitergehen. Außerdem feilten rund 70 Leute an einer Petition der Studierenden Uni Graz. Diese solle nicht nur die Solidarität mit den Wiener Besetzern des Audi Max, mit denen man am Samstagabend wieder über Skype konferierte, beinhalten. Die Vertreter von KSV, VSSTÖ, AG und Gras einigten sich schnell darauf, auch lokalspezifische Zugänge zum Protest auf die Liste ihrer Petition aufzunehmen.

Die Forderungen bzw. Vorhaben, die von Moderator und ÖH-Vorsitzendem Cengiz Kulac (Gras) gesammelt und von den Brüdern Hanno und Sebastian Wisiak (beide KSV) auf der Tafel im Hörsaal niedergeschrieben wurden, sind unter anderem: Nein zu Studiengebühren, ausreichend Lehrveranstaltungen für alle, keine Zugangsbeschränkungen, Abschaffung der Gewi-Eingangsmodule, bessere pädagogische Ausbildungen und keine Bachelorstudien bei Lehramtsstudien, Vernetzung mit allen Lehrenden und Allgemeinbediensteten an der Universität, ebenso Vernetzungen mit der Lehrergewerkschaft und den Kindergartenpädagoginnen.

Die AG-Vertreter verhielten sich bei der Versammlung zwar eher ruhig, doch deren Obmann, Jan-Philipp Schifko, betonte am Freitagabend die volle Solidarität mit der Besetzung. Unter den Studierenden im Hörsaal war auch die selbst ernannte „Seniorstudentin" Edith Zitz, langjährige Landtagsabgeordnete von den Grünen, die als gelernte Sprachenwissenschaftlerin vor einigen Jahren ein Jusstudium begann.

Man solle alle Forderungen ernst nehmen, meinte ein Studierender aus dem Publikum, die abstrakteren ebenso, wie ganz banale wie „Klopapier für alle". Ein Manko, das an den meisten Instituten nämlich leider tatsächlich nicht als Witz verstanden werden kann. Sebastian Wisiak, Bundesvorsitzender des KSV und Medizinstudent in Graz, betonte, dass man sich finanziell nicht abspeisen lassen dürfe. „Wenn sie den Banken Milliarden Euro reinschieben können, dann werden sie ja wohl auch für uns ein paar Millionen übrig haben."

Mit dem Rektor der Uni Graz, Alfred Gutschelhofer, nahmen die Studierendenvertreter noch keine Gespräche auf. Einer von ihnen betonte allerdings, dass man „aufpassen muss, dass wir uns nicht gegen unsere Uni stellen".

Um 17 Uhr diskutierte man in einzelnen Arbeitsgruppen weiter. Heute, Samstag, abends werden im besetzten Hörsaal Filme gezeigt. An einem Kulturprogramm für die nächsten Tage wird gearbeitet. Fix ist jedenfalls der Auftritt der Band Hella Comet bei der Protestveranstaltung, die am Dienstag um 12 Uhr beginnt.

In Graz gibt es derzeit auch noch anderswo Besetzungen. Aber nicht etwa auf der TU oder Kunst-Uni, sondern eine Hausbesetzung in einer aufgelassenen Polizeistation in der Grabenstraße. Die Besetzer fordern mittlerweile seit Jahren ein autonomes Kultur- und Jugendzentrum für die Stadt. Die Studierenden erklärten sich auch mit den Hausbesetzern solidarisch. (Colette M. Schmidt, derStandard.at, 24.10.2009)