Zur Freude der Vegetarierin: Hirsebällchen im Königsberghof.

Königsberghof
Tieschen 72
0664 5323939
www.koenigsberghof.at

Ein Dreigang- und ein Viergangmenü, ordentlich Wein, Kaffee, Wasser: 144,80.
Übrigens ausgesprochen günstige, durchaus anständige Zimmer.

Foto: Fidler

Zander mit knusprigem Speck, Königsberghof.

Foto: Fidler

Gemüsegnocchi im Königsberghof. Lob von Gegenüber.

Foto: Fidler

Da grüßt das Lamm im Stöcklwirt in Gestalt eines Ragouts. Das fängt ja gut an.

Stöcklwirt
Neusetz 44
Hof bei Straden
03473 7046
www.stoecklwirt.at

Vier Gänge, Wein, Kaffee, Wasser: 45,30 Euro - Zimmer waren leider "seit Monaten ausgebucht"

Foto: Fidler

Gruß vom Wollschwein, seine Kollegen verziehen sich...

Foto: Fidler

...rasch vom Freigelände der Familie Schwarzl (Stöcklwirt).

Foto: Fidler

Zweierlei als Nummer 1 von drei: Rehfilet und Ragout beim Stöcklwirt, große Portion.

Foto: Fidler

Ziegenkäse in Höhenlage: König auf dem Pöllauberg.

Berggasthof König
Pöllauberg 5
03335 2311
www.berggasthof-koenig.at

Vier Gänge, ziemlich viel Wein, Kaffee, Wasser: 116,50

 

Foto: Fidler

Klassisch, groß, gut: Rehragout auf dem Pöllauberg.

Foto: Fidler

Die Schweine hatten gerade Mittagspause. Oder waren grantig, dass ich mir gerade einen ihrer Kollegen einverleibt hatte. Gruß vom steirischen Wollschwein, auch weithin bekannt unter Mangalitza. In Neusetz also, danach ist ja auch das (der?) hiesige Lardo benannt. Speck, weiß, fett, fest, ganz ohne ablenkende Fleischeinsprengsel. Großartig, wie die Salami vom Wollschwein, das mich beim prachtvollen Stöckelwirt in Hof bei Straden vom Teller grüßte. Wie der rohe, intensive Schinken, der Leberaufstrich auf sauer eingelegten Zucchini. Aber die anderen Schweine vom Stöcklwirt wollten halt dann nicht mehr grüßen, verließen das gatschig-versaute Freigelände rechtzeitig vor meiner Visite und nahmen Deckung im Stall. Ich kann's verstehen.

Rehe auf Distanz

Die beiden Rehe, etwas später beim Verdauungsspaziergang, kamen mir auch nicht näher als drei Gabelwürfe. Die hatten noch viel mehr Grund: Beim Stöcklwirt hatte ich Zweierlei ("Duett") von ihrem Artgenossen, feinstes Filet und kräftiges Ragout, ich könnte nicht sagen, was mich mehr begeisterte, mit Zeller-Ravioli, Kohlsprossen. Nach einer muskulösen Wildkraftsuppe mit Heidenrouladen, und die mit Fasanfarce, sapperlot! Unnötig zu erwähnen, dass beim Spaziergang auch zwei Fasane in lauter Panik davon stoben. Unnötig zu erwähnen, dass das Lammragout als Gruß aus der Küche (vor dem des Wollschweins) auch ausgezeichnet war.

Steirische Rehe gingen schon (allerspätestens) am Vorabend auf Distanz: In Tieschen, wie Neusetz in der südöstlicheren Steiermark, bestellte ich im Königsberghof Bambis Verwandtschaft zum Hauptgang. Knackiges Filet, sehr fein, vom "Königsbergreh", das der Senior des Hauses persönlich zu erlegen pflegt, höre ich. Danke dafür. Und der Küche für die "cremige Rollgerste" mit karamellisiertem Weißkraut und Wurzelgemüse, auf der das Tier zu liegen kam. Ein Alzerl zu salzig vielleicht, aber die vegetarische Freundin hats ohnehin gern berieselter. Und ich war ohnehin schon ziemlich gut gefüllt. Man könnte von einer würdigen Trainingseinheit für den nächsten Ausflug ins Piemont sprechen.

Keine Zunge zeigen

Und das kam so: Ich nehm natürlich das Menü, aber die sonst sehr tolerante Vegetarierin mochte das nicht mitansehen. Die Gänsestopfleberterrine wiederum mochte ich nicht bestellen, die gegrillte Jakobsmuschel muss ich nicht haben, im Landgasthof, auch so ambitionierten, schon gar nicht. Also Blunzengröstl als Gang 1 - in einer ausgesprochen gut gemeinten Portion und von ausgesprochen guter Qualität.

Die Apfel-Petersilienwurzelcremesuppe mit knuspriger Fischpraline wäre zwar geografisch schlüssig, die Beuschelsuppe hat mich aber trotzdem mehr angelacht. Dann noch das gelungene Zanderfilet mit Balsamicolinsen, weißem Paradeisschaum und vor allem Knusperspeck, und Sie wissen, warum die Rollgerste nicht so gut ging.

Machen Sie einfach

A propos Rollgerste, hoch zufrieden war in Tieschen auch Mrs. Nomeatnofisch an meiner Seite. Die sagte einfach: Machen Sie mir doch drei vegetarische Gänge, und wurde nicht enttäuscht. Hirsebällchen auf Käferbohnen und Blattspinat, eine vielleicht etwas zu süße, etwas zu weihnachtliche Kürbiscremesuppe, die grünen Gnocchi mit Gemüse. Und eben meine cremige Rollgerste.

Hoch zufrieden wirkte sie auch im Stöcklwirt, mit ihrem Salat - und den Zellerravioli, die ich nicht mehr geschafft hab. Und wie erst im Berggasthof König in Maria Pöllauberg, ein gutes Stück weiter nördlich. Herr und Frau Hilberg hatten geschwärmt, Frau Hilberg, dem Fleisch nicht völlig abgeneigt, wählte dort gar ganz vegetarisch und war begeistert. Die Meinige auch. Der Ziegenkäse mit den Blattsalaten, vor allem aber der Schafkäse in Sesamkruste (schon wieder mit Salaten) schienen sie zu überzeugen. Ich hab die Bällchen gekostet, und würde nicht widersprechen wollen.

Rehnking

Aber wir sind ja nicht zum Vergnügen hier: Schon zu Vergleichszwecken muss es hier das Beuschel sein, "Limonibeuschl" vom Kalb, sehr anständig, machte mir mehr Freude als die dunkle, etwas ungewohnte Variante als Suppe beim Königsberghof. Und dann wurde es wirklich schwierig: Gans. Oder Rehschlögel. Gansl gibts kommende Woche. Und die Rehe waren ohnehin schon grantig. Also Schlögel. Gewaltige Portion, dicke, sehr traditionelle Sauce, mehlig-glänzend, absolut anständig. Im aktuellen Schmecks-Reh-Ranking für die Steiermark: Platz drei. Rang zwo geht an den Königsberghof, nicht weit hinter dem Stöcklwirt.

Und was war jetzt mit dem Wein, bitteschön? Vor allem zuviel, das wiederum lag nicht zuletzt an den a) angenehm bestückten und b) fast noch angenehmer bepreisten Weinkarten von Königsberghof und König (Mittags beim Stöcklwirt blieb es bei einem Achtel). Hoch auf dem Pöllauberg ist das Angebot deutlich üppiger, internationaler. Nennt sich ja auch "Ihr Weingasthof". Woraus folgt: Wir haben wirklich Wein gehabt. Was sich am Tag danach möglicherweise etwas auf die Spritzigkeit des Schmecks-Texts schlägt.

Schwein hatten wir natürlich auch, klar, mit unserer Lokalwahl. Unserer Wahl? Danke (wieder einmal) für die neuen sachdienlichen Hinweise an den steirischen Schmecks-Berater Reinhold Reiterer. Und an Herrn Hilberg für den Tipp zum vorpiemontesischen Höhentraining.