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Mit der Aktion "Ohne Models" weg von der Vorstellung der Modewelt, nur Size Zero-Models könnten Kleidung entsprechend vorführen: Die Frage, wem entsprechend, beantwortet die Brigitte kundinnenorientiert.

Foto: APA/AP/Daniel Ochoa de Olza

"Brigitte", die meistverkaufte Frauenzeitschrift Deutschlands, hat mit ihrer Ankündigung, ab Januar nächsten Jahres ohne professionelle Models auskommen zu wollen, Anlass für Diskussionen gegeben. Verwunderlich eigentlich, dass es zahlreiche Gegenstimmen zu einer Aktion gibt, die einfach Mode, die von Frauen gekauft wird, auch an g'standenen Frauen zeigen will - deren körperliche Eigenschaften dem Klientel eher entsprechen als 48 Kilo verteilt auf 1,80 Metern Körpergröße. Die berüchtigte Size Zero nämlich passt den meisten nur, wenn sie zirka 12 Jahre alt sind. Maximal.

Durch den Schritt der "Brigitte" - dem in Österreich in der letzten "Madonna"-Ausgabe schon nachgeeifert wurde - wird versucht, so etwas wie neue Normalitäten in die Modeindustrie einzuziehen, an welchen sich - vor allem - junge Leserinnen satt sehen können. Die sind - so einschlägiger Studien-Tenor - nämlich besonders anfällig für verzerrte Körperwahrnehmung in Abgleich zur Medienmatrize, die superschlank ist. Da wird schnell aus dünn gleich schön gleich geliebt: Will ich geliebt werden, muss ich schön sein, und um schön zu sein: Dünn!

Ältere Leserinnen mögen Ideal-Bilder von Models nicht mehr so belastend beeindrucken: Dennoch werden sie oft als irreführend und irritierend empfunden. Nur weil ein Kleidungsstück an einem verschwindend Eigenprofil aufweisenden Mädchen gut hängt, muss das bei der Größe 40-Frau nicht der Fall sein. Diese Abwägung und Distanzierung kommt bei den Kaufentscheidungen potenzieller Kundinnen zum Tragen, und das Urteil fällt oft gegen ein Modeutensil aus, wenn die Vorzeige-Trägerin vom Eigenbild zu weit entfernt ist. Insofern ist - wie von einigen KommentatorInnen bescheinigt - Brigittes "Ohne Model"-Aktion weder mutig noch gewagt, sondern zeitgeistig, kundinnenorientiert - und einfach realistisch.

Dass dieser neue Realismus eine Vielfalt an Weiblichkeit offenlegen kann, indem er zeigt, dass es keine normierte Schönheit gibt und diese sich schon gar nicht nur auf eine Kleidergröße reduzieren lässt, darauf kann spekuliert werden, wenn die "Ohne Models"-Aktion nicht einzigartig bleibt. (Birgit Tombor/dieStandard.at, 10.11.2009)